Umfragen

Konjunkturhoffnungen mehren sich

Gemessen an den Sentix-Barometern mehren sich international die Konjunkturhoffnungen. Deutschland bleibt allerdings weiter das Schlusslicht.

Konjunkturhoffnungen mehren sich

Konjunkturhoffnungen mehren sich

Sentix-Barometer legen zu – HWWI erhöht Wachstumsprognose für Deutschland

ba Frankfurt

Finanzmarktexperten blicken zwar im Dezember nicht mehr ganz so sorgenvoll auf die Konjunkturentwicklung im Euroraum. Allerdings hatten Ökonomen mit einer etwas kräftigeren Stimmungsaufhellung gerechnet. Während in der Osteuropa-Region ein klein wenig Hoffnung aufkeimt, bleibt Deutschland das Schlusslicht unter den betrachteten Ländern und Regionen. In den derzeit vorgelegten Winterprognosen zeigt sich, dass die hiesige Wirtschaft doch länger als zwischenzeitlich erhofft vor sich hindümpeln dürfte. Die aktuelle Konjunkturumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) zeigt gar "eine Fortsetzung der ökonomischen Schockstarre in Deutschland".

Das Sentix-Barometer für die Euro-Konjunktur stieg im Dezember um 1,8 auf –16,8 Punkte und damit auf den höchsten Wert seit Mai, wie die Beratungsfirma Sentix am Montag zu ihrer monatlichen Umfrage unter 1.245 Investoren mitteilte. Ökonomen hatten allerdings ein Plus auf –15,6 Zähler prognostiziert. Dabei wurde die aktuelle Lage zum zweiten Mal in Folge besser beurteilt, während die Erwartungskomponente das dritte Mal in Folge zulegte und mit –9,8 Punkten den höchsten Stand seit Februar erreichte.

Keine Trendwende

Eine Trendwende signalisiert das Sentix-Konjunkturbarometer allerdings noch nicht, auch wenn ein dreimaliger Anstieg des Erwartungswerts unter Experten als solche gilt: "Dagegen spricht die insgesamt noch schwache Dynamik und auch das Fehlen einer gewissen internationalen Unterstützung", erklärte Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner. Die deutsche Konjunktur könne selbst bei diesen moderaten Verbesserungen in der Eurozone nicht mithalten: Der Gesamtindex legte auf –25,5 Punkte und damit den höchsten Wert seit Juni zu – doch dies sei "mehr Schein als Sein", mahnte Hübner. Ursächlich für das Plus war die Verbesserung der Lagewerte auf –35,3 Punkte. "Das ist noch immer ein so niedriger Wert, der nur in der Finanzkrise 2008 und während Corona 2020 unterboten wurde", erklärte Hübner.

Das HWWI zeigte sich in der Winterprognose gleichfalls nur leicht zuversichtlicher für die hiesige Wirtschaft: Für das zu Ende gehende Jahr wird mit einem Minus von 0,3% gerechnet, zuvor waren es noch –0,5%. Für 2024 allerdings ist die Prognose von 1,0 auf 0,5% halbiert worden. "Die nach dem Bundesverfassungsgerichtsurteil zu erwartenden Einsparungen im Staatshaushalt dürften die reale Erholung im kommenden Jahr bremsen", lautete die Erklärung. Erst 2025 sei wieder mit einer etwas deutlicheren Zunahme des realen Bruttoinlandsprodukts um 1% zu rechnen – sofern es zu keinen weiteren Rückschlägen komme. Der weitere Disinflationsprozess werde von den merklich steigenden Arbeitskosten gebremst. So dürfte die Jahresteuerungsrate von durchschnittlich 6% in diesem Jahr 2024 auf 2,75% zurückgehen, bevor sie sich im Verlauf von 2025 wieder der 2-Prozent-Marke annähere.

Pessimistische Unternehmen

Pessimistischer zeigen sich die mehr als 2.200 vom IW befragten Betriebe. Nur 23% blicken positiv auf 2024, 35% haben negative Erwartungen. Die Geschäftserwartungen hätten sich im Jahresverlauf eingetrübt und seien auf das Niveau von Herbst 2022 zurückgefallen, das von Energiepreisschocks, hoher Inflation und der Gefahr einer Energiemangellage geprägt war, erklärten die Forscher um IW-Konjunkturchef Michael Grömling.

Auch international zeigen die Sentix-Werte moderate Verbesserungen, aber kein Aufbruchssignal. Die Wahl des libertären Politikers Javier Milei zum neuen Präsidenten Argentiniens etwa hat noch keinen bedeutenden Niederschlag in den Sentix-Daten gefunden, auch wenn sich hier zum dritten Mal in Folge eine Verbesserung einstellt. Mehr Hoffnung auf eine Trendwende machen sich den Sentix-Daten zufolge die Anleger in Osteuropa. Asien verbesserte sich, "wenn auch mit sehr angezogener Handbremse", während die US-Werte robust blieben, "aber ebenso wenig überzeugen" können.

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