GfK-Konsumklima

Lockerungshoffnung hebt die Stimmung

Sinkende Inzidenzzahlen, zunehmende Impffortschritte und erste Lockerungen heben die Konsumlaune in Deutschland. Frühindikatoren für den Jobmarkt und den Umsatz der gewerblichen Wirtschaft sprechen ebenfalls für eine Konjunkturerholung.

Lockerungshoffnung hebt die Stimmung

ba Frankfurt

Sinkende Inzidenzzahlen, zunehmende Impffortschritte und erste Lockerungen heben die Konsumlaune in Deutschland. Die Zeichen verdichten sich, dass die Konjunkturerholung im zweiten Halbjahr kräftig Fahrt aufnehmen wird. Dafür sprechen nicht nur die Ergebnisse der GfK-Konsumklimastudie für Mai, sondern auch aktuelle Frühindikatoren für den Jobmarkt und die deutsche Wirtschaft.

Die monatliche GfK-Umfrage unter rund 2000 Verbrauchern zeigt, dass die Neigung zu größeren Anschaffungen zwar gesunken ist, aber die Konjunktur- und Einkommenserwartungen zugelegt haben. Für Juni wird ein GfK-Konsumklima von –7,0 Punkten prognostiziert nach revidiert –8,6 (zuvor –8,8) Zähler (siehe Grafik). Ökonomen hatten allerdings einen etwas größeren Sprung auf –5,2 Punkte erwartet.

Die Stimmung zeige jetzt „mehr Licht als Schatten“, der Konjunkturoptimismus der Verbraucher kehre offenbar zurück, kommentierten die Nürnberger Konsumforscher. Der sprunghafte Anstieg der Konjunkturaussichten um 34 auf 41,1 Punkte und damit auf den höchsten Stand seit März 2018 „nährt zudem die Hoffnungen, dass – mit Verzögerung – in der zweiten Jahreshälfte auch die Konsumstimmung mehr davon profitieren wird und sich der private Konsum erholen kann“, erklärte GfK-Experte Rolf Bürkl. Im ersten Quartal hatte der Privatkonsum das Wirtschaftswachstum deutlich gebremst, wie Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) aus der vergangenen Woche zeigen (vgl. BZ vom 26. Mai). Pandemiebedingt ergab sich ein Rückgang um 5,4% zum Vorquartal. Im Augenblick werde die hiesige Wirtschaft in erster Linie durch die positive Exportentwicklung, speziell mit China und den USA, gestützt, betonte Bürkl.

Die Voraussetzungen für eine deutliche Erholung der Konsumstimmung sind der GfK zufolge aber gut. Denn durch die Lockdowns verfügten breite Teile der privaten Haushalte über beträchtliche finanzielle Rücklagen. So ist die Sparquote der privaten Haushalte im ersten Quartal auf 23,2% gestiegen – 2019 lag sie noch zwischen 10 und 11%. Eine spürbare Erholung der Anschaffungsneigung hemmt derzeit laut GfK eher, dass trotz der bislang vorgenommenen oder angekündigten Öffnungen und Lockerungen eine Reihe von Konsummöglichkeiten, vor allem in Dienstleistungsbereichen, weiter nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich sind. Die Einkommenserwartungen profitieren davon, dass Öffnungen und Lockerungen etwa in Gastronomie und Hotellerie „eine Reihe von Beschäftigten aus der Kurzarbeit führen“ werden.

Für Zuversicht sorgen auch die Frühbarometer des Ifo-Instituts sowie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) für Mai. Beide signalisieren weitere Entspannung am Arbeitsmarkt. Das Ifo-Beschäftigungsbarometer kletterte um 1,9 auf 100,2 Punkte und damit den Höchstwert seit Juni 2019. „Die deutschen Unternehmen planen, mehr Mitarbeiter einzustellen“, kommentierte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer legte 2,0 auf 104,6 Punkte zu – ein höherer Wert wurde zuletzt im März 2018 gemessen. „Die Zeichen stehen auf Erholung, aber ein Rekordbeschäftigungswachstum wie in den Jahren vor der Krise ist noch nicht in Sicht“, mahnte allerdings IAB-Experte Enzo Weber.

Für ein Anziehen der Konjunktur spricht auch der Frühindikator für die Konjunkturentwicklung der gewerblichen Wirtschaft, der von Destatis aus den monatlichen, noch unvollständig vorliegenden Umsatzsteuervoranmeldungen ermittelt wird. So haben die Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Energie- und Wasserversorgung, Bau, Gastgewerbe sowie Handel und Dienstleistungen zwar im April nominal, saison- und kalenderbereinigt 1,1% weniger umgesetzt als im Vormonat. Die Erlöse liegen damit dennoch 6,5% über dem Vorkrisenniveau von Februar 2020. Dies war der letzte Monat vor Beginn des ersten Lockdowns hierzulande. Zudem revidierten die Wiesbadener Statistiker das für März gemeldete Umsatzplus von 5,7% auf 6,2% nach oben.