Arbeitsmarkt

Mehrheit der Firmen will weniger Homeoffice

Während der Corona-Pandemie hatten viele Firmen ihren Mitarbeitern das Arbeiten von zu Hause erleichtert. Eine neue Studie zeigt nun überraschend: Die meisten Betriebe wollen diese Flexibilität wieder einschränken.

Mehrheit der Firmen will weniger Homeoffice

ast Frankfurt

– Während der Lockdowns aufgrund der Corona-Pandemie arbeiteten mehr Menschen in Deutschland von zu Hause als zuvor. Einer Erhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge möchten zwei Drittel der Firmen die Heimarbeit wieder auf das Vorkrisenniveau zurückfahren. Jeder zehnte Betrieb möchte sogar weniger Homeoffice als vor der Krise ermöglichen.

Homeoffice hat funktioniert

Unterschiede offenbaren sich in Relation zur Mitarbeiterzahl. „Der Anteil der Betriebe, die die Homeoffice-Option ausbauen wollen, ist bei den Großbetrieben mit über 250 Mitarbeitenden sehr viel höher als bei kleinen und mittleren Betrieben“, sagte der zuständige IAB-Wissenschaftler Christian Kagerl. So habe ihr Anteil bei Betrieben mit mehr als 250 Mitarbeitenden bei etwa 65% und bei Betrieben mit 50 bis 249 Mitarbeitern bei gut 30% gelegen. Bei Betrieben mit weniger als 50 Angestellten waren es nur knapp 20%.

Gezwungenermaßen sorgte die Pandemie im Frühling des vergangenen Jahres dafür, dass viele Unternehmer ihre Mitarbeiter nach Hause schickten und diese von dort arbeiten konnten. Die erforderlichen Hygienemaßnahmen zur Eindämmung des Virus gemäß dem Arbeitsschutz umzusetzen, erforderte Zeit. Bis dahin sollte die Arbeit an den Wohnort der Beschäftigten verlagert werden. Das funktionierte lange Zeit erstaunlich gut. Umfragen zufolge bewerteten die meisten Beschäftigten ihre eigene Produktivität ähnlich gut oder höher als im Büro. Auch von Arbeitgeberseite kamen kaum Klagen. So fallen denn auch die Argumente für und gegen das Homeoffice, die das IAB in seiner Umfrage ermittelte, durchwachsen aus. 

In einer früheren Umfrage hatte das IAB ermittelt, dass die Betriebe, die künftig mehr Homeoffice einplanten als vor der Krise, dadurch vor allem die Flexibilität ihrer Beschäftigten und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern wollten. „Beides geht häufig mit der Erwartung einher, sich damit als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren.“, so IAB-Forscherin Laura Pohlan. Dieses ergab auch eine Auswertung des Ifo-Instituts in München. Demnach hat sich die Zahl der Stellenanzeigen, in denen mit der Möglichkeit des Homeoffice geworben wird, seit 2019 mehr als verdreifacht.

Ein Großteil der Betriebe, die die Heimarbeit nicht ausbauen oder gar wieder reduzieren möchten, gibt an, dass sich die Tätigkeiten nicht wirklich dafür eignen (63%). Dazu ge­hören etwa das Gastgewerbe und die Industrieproduktion. Als einen weiteren Hinderungsgrund führen viele die erschwerten Bedingungen der Zusammenarbeit auf Distanz an (55%). An dritter Stelle wird die Unternehmenskultur genannt (39%). Auch eine fehlende technische Ausstattung als Hinderungsgrund, Sorgen um den Datenschutz oder schlicht Produktivitätsbedenken gelten als Hürden.

Insgesamt sei die Zahl der Firmen, die die Heimarbeit grundsätzlich ermöglichten, allerdings im Verlauf der Pandemie gestiegen, so die IAB-Forscher. Im Oktober 2020 lag der Anteil der Betriebe mit Homeoffice noch bei 42%. Bis Juli 2021 stieg er auf 50%. Somit hätten rund drei Viertel aller Beschäftigten in der Bundesrepublik inzwischen die Möglichkeit zum Homeoffice. Dem Münchner Ifo-Institut zufolge stieg die Zahl der von zu Hause aus Arbeitenden von 4% vor der Krise auf 31,7% im Mai 2021. Seitdem sinkt der Anteil der Heimarbeit – auf 23,8% im August.

Die IAB-Wissenschaftler vermerken jedoch auch, dass nicht alle Beschäftigten von zu Hause arbeiten möchten. Grund kann die Doppelbelastung durch Kinderbetreuung zu Hause sein oder der im Homeoffice eingeschränkte Kontakt zu Kollegen. Insgesamt führe die Coronakrise aber dazu, dass neue Arbeitsweisen und Technologien schneller zum Einsatz kämen. Um auch künftig vielen Beschäftigten die Arbeit von zu Hause zu ermöglichen, müssten neue Rahmenbedingungen vereinbart werden – etwa was Arbeitszeit und Kommunikation angehe.

Wertberichtigt Seite 6

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.