Verbraucherpreise

Neue Preisdaten schüren Inflations­hoffnung

Nach dem rasanten Anstieg der Inflation in den Jahren 2021 und 2022 nimmt die Hoffnung zu, dass sie zumindest ihren Hochpunkt überschritten haben könnte. Neue Daten nähren nun die Zuversicht.

Neue Preisdaten schüren Inflations­hoffnung

ms Frankfurt

Neue Preisdaten aus Deutschland und Frankreich haben die Erwartung verstärkt, dass die Inflation im Euroraum im Dezember weiter deutlich zurückgegangen sein könnte – was die Hoffnung nährte, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Leitzinsen doch weniger stark erhöht als avisiert. In Deutschland schwächte sich im November der Preisanstieg bei den Importpreisen weiter deutlich und sogar stärker als erwartet ab. In Frankreich ging die Inflation im Dezember überraschend zurück, statt zuzulegen.

Nach dem rasanten Anstieg der Inflation in den Jahren 2021 und 2022 nimmt aktuell die Hoffnung zu, dass sie zumindest ihren Hochpunkt überschritten haben könnte – weltweit wie im Euroraum. In der Währungsunion war die Teuerungsrate bereits im November stärker als erwartet von zuvor 10,6% auf 10,1% zurückgegangen. In den vergangenen Tagen hatten nun Inflationszahlen aus Deutschland und Frankreich die Hoffnung geschürt, dass es im Dezember weiter deutlich heruntergegangen sein könnte. Eine erste Schätzung gibt es am Freitag. Von Bloomberg befragte Volkswirte er­warten im Mittel eine Rate von 9,5%.

Die Aussicht auf einen spürbaren Inflationsrückgang und die Hoffnung auf eine weniger aggressive Geldpolitik ist derzeit ein wesentlicher Treiber für die seit Jahresbeginn deutlich anziehenden Aktienkurse. Die EZB hat indes bis zuletzt weiter deutlich steigende Leitzinsen avisiert. Seit Juli hat sie ihre Schlüsselsätze um insgesamt 250 Basispunkte angehoben – so aggressiv wie nie. Sie sorgt sich insbesondere, dass sich die hohe Teuerung über anziehende Inflationserwartungen verfestigt.

Die neuen Preisdaten aus Deutschland und Frankreich deuten nun tendenziell darauf hin, dass die Inflation zurückgeht. In Deutschland verbilligten sich im November die Einfuhren um 4,5% im Vergleich zum Oktober. Einen stärkeren Preisrückgang zum Vormonat gab es noch nie, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Minus von 1,6% gerechnet. Für den dritten Rückgang in Folge sorgte vor allem günstigere Energie. Gegenüber Vorjahr stiegen die Importpreise nur noch um 14,5%. Im August hatte es mit 32,7% den höchsten Anstieg seit 1974 gegeben.

In Frankreich schwächte sich derweil die Inflation Ende des vergangenen Jahres unerwartet ab. Die nach EU-Standards ermittelten Verbraucherpreise (HVPI) lagen im Dezember um 6,7% höher als ein Jahr zuvor, wie das Statistikamt Insee am Mittwoch in einer ersten Schätzung mitteilte. Im November hatte die Inflationsrate 7,1% erreicht – und damit das höchste Niveau, seit Frankreich der Eurozone angehört. Analysten hatten für Dezember einen Anstieg auf 7,3% erwartet. Die Inflationsraten sind aktuell aber auch verzerrt durch staatliche Maßnahmen gegen die Energiekosten.

Als kritisch gilt, dass die Kerninflation (ohne Energie und Lebensmittel) weiter anzieht – was für einen zwar abnehmenden, aber hartnäckigen Preisdruck spricht. „Hier wirken noch immer Nachholeffekte der Pandemie und indirekte Effekte der höheren Energie- und Nahrungsmittelpreise“, sagte Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Die für die kommenden Monate erwarteten, weiteren Zinserhöhungen der EZB erscheinen daher angemessen.“