Euro-Inflation

Neue Umfrage nährt EZB-Sorgen

Schlechte Nachrichten für die EZB: Die Verbraucher im Euroraum erwarten noch für lange Zeit eine über dem EZB-Ziel von 2% liegende Inflation. Derweil heizt ein Ratsmitglied die Debatte über den Zinskurs gehörig an.

Neue Umfrage nährt EZB-Sorgen

ms Frankfurt

Die Verbraucher im Euroraum erwarten auch auf Sicht von drei Jahren eine Inflationsrate, die merklich oberhalb des Preisziels der EZB liegt. Laut dem am Mittwoch veröffentlichten Consumer Expectations Survey (CES) der Europäischen Zentralbank (EZB) sehen die Konsumenten die Teuerung in drei Jahren im Median immer noch bei 3,0%. Im Mittelwert liegt die Schätzung sogar bei 4,8%. Die EZB strebt 2,0% an. Das dürfte die Sorgen im EZB-Rat über einen Vertrauensverlust und eine Verfestigung der hohen Inflation verstärken. EZB-Ratsmitglied Pierre Wunsch betonte derweil, dass die EZB-Leitzinsen stärker steigen könnten als gemeinhin erwartet.

Die Inflation im Euroraum liegt auf einem absoluten Rekordniveau und hat im Oktober mit 10,7% erstmals die 10-Prozent-Marke geknackt. Aktuell wird sie durch den Ukraine-Krieg befeuert. Aber sie hat auch schon vor Kriegsausbruch kräftig angezogen und jetzt breitet sich der Preisdruck immer weiter aus. Die EZB hat im Juli nach langem Zögern die Zinswende vollzogen und erhöht die Leitzinsen nun so aggressiv wie nie. Zugleich droht aber eine Rezession, weswegen der weitere Zinskurs auch im EZB-Rat umstritten ist. Im besonderen Fokus stehen dabei die Inflationserwartungen – primär aus Sorge vor einer Lohn-Preis-Spirale.

Ärmere Haushalte leiden

Der neue CES für September dürfte der EZB nun nicht schmecken. Auf Sicht von zwölf Monaten sehen die Konsumenten die Inflation im Median bei 5,1% und im Mittelwert bei 7,3%. Beide Prognosen liegen noch einmal etwas höher als im August. Auf Sicht von drei Jahren liegt der Mittelwert mit 4,8% auch 0,1 Punkte höher als August, während der Median von 3,0% unverändert ist. Zugleich haben die Verbraucher ihre Erwartungen für das Wirtschaftswachstum und ihre Einkommen noch einmal deutlich gesenkt.

In einer ebenfalls am Dienstag veröffentlichten Vorabanalyse aus ihrem neuen Wirtschaftsbericht unterfütterte die EZB ihre Warnung, dass vor allem einkommensschwächere Haushalte unter der hohen Inflation litten. Weil sie einen größeren Anteil ihres Einkommens für Energie und Lebensmittel ausgäben und weniger Kapitalpuffer hätten, sei die „effektive Inflationsrate“ für sie höher als für reiche Haushalte. Die Lücke zwischen beiden sei aktuell so groß wie zuletzt im Jahr 2006.

Derweil heizte EZB-Ratsmitglied Pierre Wunsch die Debatte über den weiteren Zinskurs an. „Unsere geldpolitische Reaktion wird letztendlich von der Schwere der kommenden Konjunkturabschwächung abhängen“, sagte der belgische Zentralbankchef am Dienstag in Genf. „Wenn die Verlangsamung gering ist und von einem weiteren Anstieg der Inflation – und der Inflationserwartungen – begleitet wird, müssen die Realzinsen über den Marktkonsens“ von 3% steigen, so Wunsch.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.