Spanischer Arbeitsmarkt

Regierung plant 37,5-Stunden-Woche dank anhaltend guter Dynamik

Die gute Entwicklung am spanischen Arbeitsmarkt hält an. Für die Linksregierung ist das eine gute Grundlage für weitere Reformen wie der Senkung der Wochenarbeitszeit. Die Arbeitgeber sind wenig begeistert.

Regierung plant 37,5-Stunden-Woche dank anhaltend guter Dynamik

Spanien erzielt 2023 Rekordzuwachs am Arbeitsmarkt

Erwerbslosenquote sinkt auf 11,8 Prozent – Linksregierung verhandelt mit Tarifpartnern über 37,5-Stunden-Woche

ths Madrid

In Spanien entstanden im vergangenen Jahr so viele Arbeitsplätze wie noch nie, abgesehen von 2021, als die Erholung nach dem starken Einbruch durch die Pandemie das Bild verzerrte. Die vierteljährliche Erhebung des Arbeitsmarktes EPA vom spanischen Statistikamt INE zählte 2023 einen Anstieg der Beschäftigten gegenüber dem Vorjahr von 783.000 auf 21,2 Millionen Personen. Die Zahl der Erwerbslosen fiel im Gesamtjahr um 193.000 auf 2,83 Millionen, eine Quote von 11,8%, wie das INE am Freitag bekannt gab.

Der Unterschied zwischen beiden Zahlen begründet sich dadurch, dass mehr Menschen auf den Arbeitsmarkt zurückkamen, angespornt von der robusten Konjunktur. Es wird erwartet, dass das spanische Bruttoinlandsprodukt 2023 um 2,4% gestiegen ist. Der neue Wirtschaftsminister Carlos Cuerpo betonte, dass die Daten der EPA „die Stärke und Resilienz der spanischen Wirtschaft in einem delikaten internationalen Umfeld“ belegen.

Gesetzlicher Mindestlohn angehoben

Doch ließ die Dynamik im vierten Quartal nach. Die Zahl der Erwerbstätigen sank von Oktober bis Dezember sogar um 19.000, jedoch weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Sommer ist im Tourismusland Spanien traditionell besser für den Arbeitsmarkt. Der Dachverband der spanischen Arbeitgeber CEOE nannte als einen Faktor für die gute Entwicklung der Beschäftigung, dass man eine Lohn-Preis-Spirale verhindern konnte. „Allerdings muss man mit Vorsicht auf 2024 blicken, wegen der bereits spürbaren Abschwächung der Wirtschaftsleistung und der Unsicherheit durch Maßnahmen, welche den Produktionskosten und der Produktivität schaden und sich negativ auf den Arbeitsmarkt auswirken“, kommentierte die CEOE in einer Stellungnahme zur EPA.

Der Unternehmerverband bezieht sich auf die jüngsten arbeitsmarktpolitischen Pläne der Linksregierung. Die CEOE reagierte verärgert, als Arbeitsministerin Yolanda Díaz vor zwei Wochen den gesetzlichen Mindestlohn nach Absprache mit den Gewerkschaften, aber ohne die Arbeitgeber, um 5% anhob. In der letzten Legislaturperiode konnte die Minderheitsregierung aus Sozialisten und Linken mehrere Reformen gemeinsam mit den Tarifpartnern vereinbaren, darunter die Arbeitsmarktreform, die ihren Anteil an der guten Entwicklung hat.

Am Donnerstag empfing Ministerin Díaz vom linken Koalitionspartner Sumar die Arbeitgeber und Arbeitnehmer zur Beratung für ein neues Vorhaben. Die Wochenarbeitszeit soll von 40 in zwei Schritten auf 37,5 Stunden gesenkt werden. Die Gewerkschaften CCOO und UGT würden gerne noch weiter gehen. Die CEOE gab zu dem Treffen keinen Kommentar ab.

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