Konjunktur

Rekordhohe Sparquote verspricht Konsumschub

Ökonomen sehen vor allem den privaten Konsum als Triebfeder der Erholung. Eine Studie von Oxford Economics unterstützt diese Sicht. Die Bundesbank erwartet, dass ein Viertel der Zwangsersparnis in den Konsum fließt.

Rekordhohe Sparquote verspricht Konsumschub

ba Frankfurt

Ökonomen erwarten sich insbesondere vom privaten Konsum einen deutlichen Schub, wenn sich das Wirtschaftsleben im Zuge weiterer Lockerungsschritte normalisiert. Dies dürfte insbesondere dem Einzelhandel, dem Gastgewerbe und anderen Anbietern von Freizeitaktivitäten zugutekommen. Die Chancen stehen gut, da die Sparquote derzeit auf Rekordhoch liegt. Das Statistische Bundesamt gibt die Sparquote für das erste Quartal mit 23,2% an. Im Regelfall sind es 10% bis 11%. Einer Studie von Oxford Economics zufolge hat ein größerer Anstieg der Ersparnisse auch deren schnelleren Abbau zur Folge – insbesondere in Perioden mit robustem Wachstum.

Die Ökonomen haben 20 fortgeschrittene Volkswirtschaften seit 1973 untersucht und festgestellt, dass ein vierteljährlicher Sprung von mehr als 2 Prozentpunkten typischerweise nur einmal alle fünf Jahre auftrat – insgesamt 193-mal. In den Fällen mit einem anfänglichen Anstieg der Sparquote von mehr als 2 Prozentpunkten wurde in den folgenden zwei Jahren etwa ein Drittel des Anstiegs wieder abgebaut. Bei einem anfänglichen Sprung in der Sparquote von mehr als 4 Prozentpunkten war der darauffolgende Rückgang der Sparquote der Studie zufolge im Median sogar noch größer, wobei etwa die Hälfte des Sprungs rückgängig gemacht wurde.

Die Unterschiede in der Geschwindigkeit, mit der die Sparquoten zurückgeführt wurden, spiegeln teils die unterschiedlichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dieser Episoden wider. „Schließlich variiert die Konsumneigung mit dem Wirtschaftszyklus“, betonen die Ökonomen. Perioden robuster wirtschaftlicher Aktivität waren mit einer relativ schnellen Rückführung verbunden. Im Median seien die Sparquoten innerhalb von sechs Quartalen auf das Niveau vor dem Konjunktursprung zurückgekehrt, wenn das Wachstum über dem Trend lag.

Eine Rolle spielt aber auch, wie Verbraucher die überschüssigen Ersparnisse betrachten: Würden sie wie jeder andere Vermögenszuwachs behandelt, würden jährlich etwa 5% zur Ankurbelung des Konsums verwendet. Würden sie als Glücksfall oder als eine Form von Einkommen behandelt, impliziere dies eine deutlichere Auflösung der Sparquoten und eine schnellere Erholung. Eine vollständige, frühzeitige Auflösung der überschüssigen Ersparnisse – mit einer anfänglichen Periode erhöhter Sparquoten, die schnell von einer entsprechenden Periode niedriger Sparquoten abgelöst wird – sei in der Vergangenheit aber nicht sehr häufig vorgekommen, warnen die Autoren vor übersteigerten Erwartungen.

Auch die Bundesbank-Volkswirte haben sich im Monatsbericht Juni mit der Sparquote beschäftigt: Sie erwarten, dass sie von 16,2% im vergangenen Jahr auf 16,1% in diesem Jahr sinkt und 2022 dann mit 9,6% wieder etwa auf dem Vorkrisenniveau liegt. 2019 waren es 10,9%. Die Ökonomen rechnen damit, dass etwa ein Viertel der unfreiwillig während der Pandemie gebildeten Ersparnisse für zusätzliche Konsumausgaben verwendet wird. Bereits im laufenden Sommerhalbjahr „sollte sich der private Konsum schnell erholen“, heißt es in dem Bericht. Langfristige Auswirkungen der Pandemie auf das Spar- und Konsumverhalten erwartet die Bundesbank aber nicht.

Wertberichtigt Seite 6