Ukraine-Krieg

Russlands Staatspleite rückt immer näher

Fitch senkt die Bonität Russlands an die Schwelle der Zahlungsunfähigkeit. Die russische Zentralbank begrenzt den Devisenhandel im Land. Und Moskau droht mit einer schnellen Reaktion auf Sanktionen.

Russlands Staatspleite rückt immer näher

rec Frankfurt

Der russische Staat gerät an den internationalen Finanzmärkten immer stärker unter Druck. Die Ratingagentur Fitch hat die Bonität Russlands weiter abgesenkt, von B auf C – damit steht das Land in den Augen der Bonitätswächter an der Schwelle zum Staatsbankrott. „Ein Zahlungsausfall steht unmittelbar bevor“, konstatierte Fitch. Derweil hat Russlands Zentralbank den Handel mit ausländischen Währungen im Land eingeschränkt. Und aus Moskau kommen neue Drohungen.

Die Rating-Verschärfung von Fitch folgt auf eine Serie drastischer Herabstufungen aller großen Ratingagenturen. Russische Bonds gelten seitdem durchweg als Ramsch. Auslöser sind die Sanktionen des Westens. Auf Anweisung Moskaus dürfen russische Unternehmen und der Staat finanzielle Verpflichtungen nur noch in Rubel bedienen. Der Blick richtet sich seitdem wieder auf die Ratingagenturen und die Frage, ob sie dies als Zahlungsausfall werten.

Fitch verweist nun auf ebenjenen Beschluss der russischen Regierung. Er greift für eine Liste „unfreundlicher Staaten“, die Sanktionen gegen Russland verhängt haben. Darunter sind alle EU-Staaten. Bei Fitch schlägt außerdem negativ zu Buche, dass ausländische Investoren aufgrund von Kapitalverkehrskontrollen keinen Zugriff auf Kuponzahlungen auf Rubelanleihen haben. Sie erhalten Zins und Tilgung deshalb nicht pünktlich. Schon S&P und Moody’s hatten dies im Zuge ihrer Herabstufungen bemängelt.

Als wichtiger Stichtag gilt am Markt der 15. April. Dann endet die übliche 30-tägige Gnadenfrist auf Kuponzahlungen, die Mitte März auf in Dollar denominierte Staatsanleihen fällig sind. Bei Fitch heißt es zudem: „Ganz allgemein erhöhen die weitere Verschärfung der Sanktionen und Vorschläge, die den Energiehandel einschränken könnten, die Wahrscheinlichkeit einer politischen Reaktion Russlands, die beinhaltet, dass zumindest ausgewählte Zahlungen seiner Staatsschulden nicht geleistet werden.“

Die US-Regierung hat den Import von Öl und Gas aus Russland verboten. Bundesregierung und EU-Kommission sträuben sich bislang gegen ein Embargo. Moskau drohte am Mittwoch seinerseits mit einer harten Gegenreaktion. „Russlands Reaktion wird schnell, überlegt und empfindlich für diejenigen sein, die sie betrifft“, zitierte die russische Nachrichtenagentur RIA den Leiter der Abteilung für wirtschaftliche Zusammenarbeit im Außenministerium, Dmitri Biritschewski. Es werde an Maßnahmen gearbeitet, die in alle Richtungen gingen.

Bereits beschlossen hat die Zentralbank eine weitere Einschränkung des Devisenhandels, um den Abfluss von Fremdwährungen einzudämmen. Bürger dürfen ab sofort bis 9. September nicht mehr als 10000 Dollar von Fremdwährungskonten abheben. Ausgezahlt werde nur in Dollar, unabhängig davon, in welcher Devise die Einlagen gehalten werden. Den russischen Banken sei es zudem verboten, Fremdwährungen zu verkaufen. Der Spielraum der Zentralbank im Kampf gegen den Rubel-Verfall ist stark eingeschränkt, weil ein Großteil ihrer Devisenreserven durch Sanktionen blockiert ist.

Präsident Wladimir Putin unterzeichnete unterdessen ein Gesetz, das Mittel aus einem nationalen Vermögensfonds für den Ankauf von Staatsanleihen und Aktien freigibt. Zudem erließ die Regierung eine sogenannte Kapitalamnestie. Das bedeutet, dass am Fiskus vorbei ins Ausland gebrachtes Geld nach Russland zurückkehren kann, ohne dass Strafen oder Steuern drohen.

Bericht Seite 13

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