Immobilienflaute

Trübe Zeiten für den Wohnungsbau in Europa

Bis 2026 wird in Europa deutlich weniger Geld in Wohnungsneubauten investiert als bislang, warnt die Forschergruppe Euroconstruct. Aber auch bei Sanierung und Instandhaltung werden Abstriche gemacht.

Trübe Zeiten für den Wohnungsbau in Europa

Wohnungsbauklima in Europa kühlt sich ab

Investitionen sinken um 6,4 Prozent bis 2026

ba Frankfurt

In Europa wird in den kommenden Jahren deutlich weniger in Wohnungen investiert als bislang. Die Forschergruppe Euroconstruct erwartet, dass 2026 die Investitionen in neue Wohngebäude um 6,4% niedriger sind als 2023. Die Aufwendungen für Instandhaltung und Wohnungssanierungen würden laut dem Ifo-Institut, das Mitglied der Forschergruppe ist, bis 2026 lediglich um 1,2% sinken. Zulegen dürfte hingegen der Tiefbau, und zwar um insgesamt 7,5% bis 2026. „Zu den treibenden Kräften zählen dabei die politischen Zielvorgaben im Energie- und Umweltbereich, Kapazitätsanpassungen an der Transportinfrastruktur und die Notwendigkeit zur allgemeinen Netzmodernisierung“, erklärt Ifo-Bauexperte Ludwig Dorffmeister. Überdurchschnittliches Wachstum wird für die Bereiche Energie, Eisenbahn und Wassermanagement erwartet  

Wohnungen werden bis 2026 hingegen nur noch gut 1,5 Millionen fertiggestellt, das sind 13% weniger als 2023. Insbesondere Deutschland (–35%) schwächelt.

„Vor allem wegen der stark gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten ist der Wohnungsneubau in Deutschland oftmals nicht mehr möglich", so Dorffmeister. Die Politik habe die Rahmenbedingungen bislang nicht entscheidend verbessert. „Der im Zuge dessen erfolgte Rückgang der Genehmigungszahlen verheißt nichts Gutes für die kommenden Jahre.“ Die Ampel-Koalition hatte sich als Ziel den Neubau von jährlich 400.000 Wohnungen gesetzt, aber Studien zeigen schon seit langem, dass dieses bei Weitem nicht erreicht werden kann.

Einen stärkeren Rückgang als hierzulande verzeichnet Euroconstruct nur für Schweden (–47%). Auf den Plätzen folgten Frankreich (–22%) und Dänemark (–19%). Ursächlich seien teurere Kredite und die geschrumpften finanziellen Spielräume der Privathaushalte. Der vielerorts eigentlich ausgeprägte Bedarf zusätzlicher Wohnungen gerate dabei erst einmal in den Hintergrund. Positive Signale gebe es aus Irland (+16%), der Slowakei (+14%) und Großbritannien (+12%).

Im Gesamtjahr 2023 ist die Bauproduktion im Euroraum um 0,2% zum Vorjahr gestiegen. Für die EU-Länder meldet das Statistikamt Eurostat ein Plus von 0,1%. Im Dezember allein legte die saisonbereinigte Produktion im Baugewerbe im Euroraum um 0,8% zum Vormonat zu. Im November gab es noch ein Minus von revidiert 0,4 (zuvor 1,0)%. Dabei stieg die Bautätigkeit im Hochbau um 1,1%, während sie im Tiefbau um 0,6% sank.

In der EU folgte dem Rückgang von revidiert 0,5 (zuvor: 1,0)% im November ein Anstieg von 1,3%. Hier legte der Hochbau um 1,4% zu, wohingegen der Tiefbau um 1,1% zurückfiel. In den 27 Ländern der Europäischen Union vermeldeten die höchsten monatlichen Anstiege der Produktion im Baugewerbe Rumänien (+10,3%), Polen (+8,5%) und Ungarn (+5,0%). Die stärksten Rückgänge gab es in der Slowakei (–10,0%), Deutschland (–3,4%) und Österreich (–1,9%).

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