Preisentwicklung

Weiter Weg bis zum EZB-Inflationsziel

Die Inflation im Euroraum dürfte wieder anziehen. Die Einschätzungen von Volkswirten, wann die Inflation anschließend auf den Zielwert der EZB von 2% fällt, schwanken stark. Manche sind selbst für 2030 pessimistisch.

Weiter Weg bis zum EZB-Inflationsziel

Weiter Weg bis zum EZB-Inflationsziel

Aufwärtsrisiken für Teuerung – Munich Re befürchtet hohe Inflationsraten bis 2030

mpi Frankfurt

Seit ihrem Höhepunkt bei 10,6% im Oktober 2022 kennt die Inflationsrate in der Eurozone quasi nur noch eine Richtung: steil bergab. Doch damit ist nun Schluss. Zum Jahresende dürfte die Teuerung wieder anziehen und auch 2024 könnte sie länger höher sein, als es der Europäischen Zentralbank (EZB) lieb ist.

„Die tief hängenden Früchte sind jetzt geerntet und das waren in erster Linie die Energiepreise“, sagte Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ Bank. Die Kosten für Energie sind auch der Grund, weshalb Ökonomen wie auch die EZB damit rechnen, dass die Inflation in der Eurozone im Dezember von 2,4% auf rund 3% gestiegen sein dürfte. Die offiziellen Daten dazu veröffentlicht Eurostat erst im Januar.

Inflation dürfte im Dezember wieder steigen

Ursache für den erwarteten Anstieg sind Basiseffekte. Während diese bislang maßgeblich zum deutlichen Rückgang der Inflationsrate führten, weil Energie 2022 aufgrund des Kriegs in der Ukraine deutlich teurer war als ein Jahr später, dreht sich der Effekt im Dezember 2023 um.

Zum einen waren die Kraftstoff- und Heizölpreise im Dezember 2022 markant gesunken (−7,3% bzw. −9,6%). „Eine Entwicklung, die sich in diesem Jahr aller Voraussicht nach nicht wiederholen wird“, sagte Jörg Angelé, Volkswirt beim Vermögensverwalter Bantleon. „Zum anderen waren die Preise für Gas und Fernwärme infolge der vom deutschen Staat übernommenen Abschlagszahlung kräftig zurückgegangen (−9,6% bzw. −18,7%).“ Daher dürften die Energiepreise im Dezember im Jahresvergleich zulegen und die Gesamtrate mit nach oben ziehen.

Deutsche Politik erhöht Preisdruck

Die Maßnahmen der Bundesregierung, um die Haushaltslücke für 2024 zu schließen, sowie die wieder höhere Mehrwertsteuer für die Gastronomie werden den Inflationsdruck in der Eurozone auch im Januar 2024 hochhalten. Insgesamt rechnen viele Ökonomen damit, dass die Inflation im kommenden Jahr bei 2,5 bis 3% eine längere Seitwärtsbewegung hinlegen wird. Das deckt sich mit den Einschätzungen der EZB-Volkswirte, die für 2024 derzeit mit einer Inflation von 2,7% rechnen.

Maßgeblich für die Entwicklung der Inflation werden die Zuwachsraten der Löhne sein und wie die Energiepreise 2024 ausfallen. „Die Zeit der billigen Energie ist vorbei“, sagte Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur. Dennoch erwarten die meisten Ökonomen, dass sich der disinflationäre Trend im kommenden Jahr fortsetzt, wenn auch mit geringerem Tempo.

Munich Re befürchtet bis 2030 hohe Inflationsraten

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, gehört zu den Ökonomen, die damit rechnen, dass die Inflation sogar schon 2024 auf den Zielwert der EZB von 2% sinkt. Damit eröffne sich „für die EZB erheblicher Zinssenkungsspielraum“, meint Gitzel. Eine Prognose, der der österreichische Notenbankchef Robert Holzmann nicht viel abgewinnen dürfte. Er sagte am Donnerstag, dass es für Zinssenkungen der EZB im Jahr 2024 keine Garantie gebe.

Pessimistisch auf die Inflationsentwicklung blicken die Ökonomen von Munich Re. Sie befürchten, dass die Teuerung 2025 bis 2030 durchschnittlich bei 3% liegen könnte. Gründe dafür seien unter anderem die Demografie und geopolitische Spannungen.

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