Sentix-Konjunkturerwartungen

„Zeichen der Stabilisierung“

Die Sentix-Konjunkturerwartungen zeigen ein „Zeichen der Stabilisierung“ – die Realwirtschaft leide doch nicht so schnell und stark wie befürchtet unter Inflationsanstieg und Lieferkettenstress. Die Konjunktur bleibt aber im Abschwung.

„Zeichen der Stabilisierung“

ba Frankfurt

Börsianer blicken im Juni nicht mehr ganz so pessimistisch auf die Konjunktur im Euroraum. Nach zwei Rückgängen in Folge zeigten die Sentix-Konjunkturindizes „Zeichen der Stabilisierung“ – die Konjunktur befinde sich aber weiter im Abschwung, kommentierte Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 1225 Investoren. International zeichne sich ein vergleichbares Bild ab, wobei die Entwicklungen in den USA und der Schweiz etwas schwächer ausfielen.

Das vom Analysehaus Sentix erhobene Konjunkturbarometer für die Euro-Wirtschaft kletterte im Juni um 6,8 auf −15,8 Punkte. Im Mai war mit −22,6 Zählern der niedrigste Wert seit Juni 2020 – der Zeit der ersten Coronawelle – und laut Sentix ein klares Rezessionssignal erreicht worden. Ökonomen hatten für Juni zwar einen wieder höheren Wert erwartet, aber nur von −20 Punkten. Die Befragten beurteilten sowohl die Lage als auch die Aussichten etwas besser als im Vormonat. Die jeweiligen Barometer liegen nun bei −7,3 und −24,0 Punkten.

Hübner erklärt die Erholung damit, dass die direkt aus den Unternehmen erhobenen Frühindikatoren, wie das Ifo-Geschäftsklima oder die Einkaufsmanagerindizes, „bislang keinen annähernd so starken Einbruch zu verzeichnen hatten, wie er offenbar von den Anlegern erwartet wurde“. Die Realwirtschaft leide doch nicht so schnell und so stark unter den Phänomenen wie Inflationsanstieg und Lieferkettenproblematik wie vermutet. Während der Konsument schon deutlich stärker vor allem die steigenden Preise zu spüren bekomme, profitierten viele Unternehmen noch von inflations­bedingten Vorzieheffekten. Zudem könnten bislang viele Unternehmen ihre infolge des Ukraine-Kriegs stark gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten an ihre Kunden weitergeben. Diese Phase dürfte Hübner zufolge allerdings endlich sein – „ab einem gewissen Punkt werden sich die Endverbraucher einschränken müssen“, betonte Hübner. Die jüngsten Einzelhandelsdaten haben bereits gezeigt, dass die Verbraucher bei Lebensmitteln sparsamer werden. Dann würden die Preisüberwälzungsmöglichkeiten enden, und ab Juli dürfte auch die Geldpolitik in der Eurozone restriktiver werden. Am Donnerstag steht die wegweisende Sitzung der Europäischen Zentralbank in Amsterdam an (siehe Schwerpunkt Seite 5). Positiv dürfte Hübner zufolge aber sein, dass der Inflationshöhepunkt gemäß dem Sentix-Themenbarometer „wohl zunächst durchschritten sein sollte“.

Die deutsche Wirtschaft sehen die Börsianer laut der Sentix-Mitteilung „im Auge des Orkans“, wo es nahezu windstill sei. Das Konjunkturbarometer legte um 7,7 auf −12,8 Punkte zu. Die US-Wirtschaft sei noch „vergleichsweise deutlich von einer Rezessionsgefahr entfernt“, die Lage wird so schwach eingeschätzt wie zuletzt im März 2021. Und in der Schweiz werde der Abschwung nun spürbar – der Gesamtindex rutschte in negatives Terrain.