KommentarMercedes-Benz

Ausblick pfui, Aktie hui!

Der Sprung der Aktie von Mercedes-Benz trotz eines trüben Ausblicks des Konzerns ist in Zeiten wie diesen eine Ausnahme. Angekündigte Aktienrückkäufe, Dividendenerhöhungen und ein positiver "Nvidia-Effekt" sorgten für ein kleines Kursfeuerwerk.

Ausblick pfui, Aktie hui!

Mercedes-Benz

Ausblick pfui, Aktie hui!

Von Stefan Kroneck

Es kommt selten vor, dass Aktien börsennotierter Unternehmen in die Höhe schießen, wenn die Prognose eigentlich keinen Anlass für Begeisterung gibt. Mercedes-Benz ist das Kunststück in der Kommunikation mit dem Kapitalmarkt gelungen, den trüben Ausblick mit einer Dividendenerhöhung sowie abermaligen Aktienrückkäufen zu übertünchen. Ausblick pfui, Aktie hui! So kann man die euphorische Reaktion der Anleger und der Analysten zusammenfassen. Vorstandschef Ola Källenius und CFO Harald Wilhelm bekamen zur Vorlage der Bilanz dabei unerwartete Hilfe von außen. Die sehr guten Quartalszahlen des US-Technologiekonzerns Nvidia sorgten für Rückenwind. Das trieb die gute Laune der Anleger zusätzlich. Mercedes-Benz zog mit einem Kursplus von über 6% an der Börse den deutschen Autosektor nach oben. Die Papiere der Wettbewerber BMW (+2,7%) und Volkswagen (+3,3%) verteuerten sich ebenfalls spürbar.

Das Beispiel Mercedes-Benz zeigt, welche Handlungsspielräume Emittenten bei der „Kurspflege“ haben, wenn ausreichend „überschüssiger“ Cashflow vorhanden ist, um die Aktionäre trotz operativer Flaute zu besänftigen. Zum Vergleich: Stunden zuvor schockierte der Airbus-Zulieferer MTU mit einer Dividendenwarnung die Investoren. Die Aktie des Triebwerkherstellers sackte um über 5% ab, obwohl dessen Vorhersage fürs Neugeschäft deutlich zuversichtlicher ist als von Mercedes-Benz. MTU kämpft mit den Folgen von Qualitätsmängeln beim US-Partner Pratt & Whitney. Aufwendungen für Nachkontrollen bei Flugzeugmotoren belasten den Mittelzufluss von MTU.

Die schwache Prognose von Mercedes-Benz gibt einen Vorgeschmack auf die Ausblicke von BMW und VW. Angesichts der Verunsicherung in der Branche und des zunehmenden Konkurrenzdrucks werden bei beiden Adressen die Erwartungen womöglich ebenfalls gedämpft ausfallen. Vor diesem Hintergrund könnte mancher Konkurrent dem Beispiel der Schwaben folgen. Dazu benötigt man auch Glück im Börsenumfeld. Einen „Nvidia-Effekt“ gibt es in unruhigen Zeiten wie diesen nicht an jedem Handelstag.

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