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Dämpfer für Zinshoffnungen

Die neuesten BIP-Daten aus Japan verpassen den Zinshoffnungen der Anleger einen Dämpfer. Bisher hatten sich viele Investoren auf eine erste Zinsanhebung der Bank of Japan im April eingestellt.

Dämpfer für Zinshoffnungen

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Dämpfer für Zinshoffnungen

Von Kai Johannsen

Weite Anlegerkreise haben sich bisher berechtigte Hoffnungen gemacht, dass Japan 2024 nach Jahrzehnten der Deflation endlich aus diesem Dilemma herauskommt und in ein Zeitalter der Inflation kommt, denn die Teuerung – so die Annahme vieler Investoren – könnte sich in Japan verfestigen. Das bestätigten auch Daten, wie etwa zu Lohnzuwächsen. Ein leichtes Inflationsumfeld könnte dann auch eine Umkehr in der Geldpolitik der japanischen Notenbank bewirken, vielleicht sogar schon im April könnte die Bank of Japan (BoJ) mal an der Zinsschraube drehen und sie fester ziehen. Wenn in Japan dann höhere Zinsen auf der Agenda sind, während in anderen Währungsräumen wie den USA oder auch der Eurozone wohl eher Zinssenkungen zu erwarten sind, könnte das dem schwächeren Yen zur Erholung verhelfen und zinsinduzierte Kapitalströme auslösen. Und von Letzteren sollten diverse Assets in Japan profitieren. Staatsanleihen dürften gefragt sein, aber vor allem die Risikoassets wie etwa die Aktien. Von daher erwarten Vermögensverwalter eine gute Performance der japanischen Dividendentitel, wie etwa Lazard Asset Management.

Aber natürlich haben Anleger auch die realwirtschaftliche Seite im Blick, und von dieser Seite kamen nun dämpfende Signale, legte die japanische Wirtschaft von Oktober bis Dezember 2023 doch den Rückwärtsgang ein. Das BIP schrumpfte auf das Jahr hochgerechnet um 0,4%, Japan gibt seinen Rang als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt damit an Deutschland ab. Sollte die Wirtschaft zum Jahresauftakt 2024 weiter schwächeln, werden sich die japanischen Währungshüter sicher überlegen, ob eine Zinsanhebung angebracht ist. Und die Anleger könnten ihre angedachte Allokation in Richtung japanischer Assets auch überdenken und die Transaktionen zumindest noch ein Weilchen aufschieben. Das würde dann auch nicht dem Yen helfen. Aber wie so oft an den Märkten bleibt abzuwarten, was von Akteuren höher gewichtet wird in den kommenden Wochen: die jetzt schwächeren Wachstumsaussichten Japans oder die sich womöglich weiter verfestigende Teuerung.

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