Mailand

Für viele Oligarchen heißt es Arrivederci

Viele russische Oligarchen haben Yachten, Villen, Weingüter oder Olivenhaine in Italien. Einige von ihnen müssen sich nun Sorgen machen. Die Behörden haben in den letzten Tagen mehrere Villen und Yachten beschlagnahmt.

Für viele Oligarchen heißt es Arrivederci

Die diversen Sanktionen der EU oder anderer Länder gegen Russland treffen auch die Oligarchen in Italien. Viele von ihnen schätzen das angenehme Klima speziell Sardiniens, Liguriens und der Toskana, während sich die „einfacheren“ Touristen aus dem Riesenland gern an den flachen Küsten der Emilia Romagna aufhalten, vor allem in Rimini. Dorthin reisten vor der Corona-Pandemie jährlich mehrere 100000 Russen und auch Ukrainer. Nun bleiben diese Touristen, die in der Regel viel Geld in Restaurants, Hotels, Luxusboutiquen und bei Vermietern von Autos und Yachten ließen, aus.

Auch die Superreichen müssen sich andere Urlaubsziele suchen. Die italienischen Behörden haben in den letzten Tagen zwei Luxusyachten und mehrere Supervillen im Wert von mehr als 140 Mill. Euro beschlagnahmt. Betroffen sind fünf Putin-Freunde, doch das soll nur der erste Schritt sein. In Sanremo wurde die Yacht des Energie-Tycoons Gennadi Timtschenko (Volga Group), laut Forbes der sechstreichste Mann Russlands, sichergestellt. In Imperia beschlagnahmten die Behörden die auf 65 Mill. Euro geschätzte Yacht Lady M. Ihr Eigentümer Alexej Mordaschow ist laut Forbes 29 Mrd. Dollar schwer und damit der reichste Russe. Er ist Präsident des Stahlkonzerns Severstal und der Holding Severgroup, zu der die Putin-Bank Rossiya gehört, sowie Großaktionär des Touristik-Konzerns Tui. Auch andere Oligarchen wie Wladimir Potanin (Norilsk Nickel), Sulejman Kerimow und Andrej Melnitschenko (Eurochem Group, Suek) müssen um ihre Yachten fürchten.

Viele von ihnen haben luxuriöse Villen etwa in Portofino, wo Rosneft-CEO Eduard Chudainatow 2015 die Villa Altachiara erworben hat. Der Gas- und Ölmagnat Leonid Makharinsky, der hauptsächlich in London lebt, hat eine Luxusvilla in Bonassola, ganz in der Nähe der beliebten Touristendestination Cinque Terre, ebenfalls in Ligurien.

Noch beliebter bei reichen Russen ist die Toskana. Viele von ihnen besitzen dort Häuser, Hotels oder Weingüter, vor allem in der Maremma und am Monte Argentario, im Süden der Region. Roman Trozenko, der in Russland 14 Flughäfen kontrolliert und gegen den ebenfalls Sanktionen verhängt wurden, ist über die in Zypern beheimatete Plutoworld Limited und die Gesellschaft Ilcam, mit 35% der größte Aktionär des südtoskanischen Flughafens Grosseto, der bei russischen Milliardären sehr beliebt ist. Trozenko hat auch in Olivenplantagen und Weinberge investiert.

Die Villa des putinnahen Politikers Oleg Sawtschenko in der Nähe von Lucca (Toskana) wurde ebenso konfisziert wie das Haus des einflussreichen TV-Moderators Wla­dimir Solowjew am Comer See. Auch die riesige Villa di Romazzino von Alischer Usmanow im sardischen Arzachena wurde beschlagnahmt. Doch der wegen großzügiger Spenden zum Ehrenbürger der Gemeinde gemachte Putin-Freund soll über weitere Villen verfügen.

Die Liste ließe sich endlos fortsetzen, über den Aluminium-Baron Viktor Vekselberg, den Wodka-Magnaten Rustam Tariko bis hin zu Oleg Deripaska, Wassili Anisimow und Konstantin Nikolajew, einer der Eigentümer der privaten Eisenbahngesellschaft Globaltrans. Allein an der Costa Smeralda in Sardinien soll Oligarchen mindestens 50 Villen besitzen. Unter ihnen ist auch der bisherige Chelsea-Eigner Roman Abramowitsch.

Einige dieser russischen Milliardäre, die meist aus kleinen Verhältnissen kommen, sind Freunde von Ex-Premier Silvio Berlusconi. Der Chef der Partei Forza Italia mischt noch immer kräftig mit in der Politik und ist ein sehr enger Freund Putins, den er mehrmals in seinem Luxusanwesen auf Sardinien empfangen oder in Russland besucht hat. Dass er sich zum Ukraine-Krieg und zu Putin nicht äußert, wird in Italiens Medien kaum thematisiert.

Die russischen Eigentümer der luxuriösen Anwesen sind übrigens nicht immer ganz leicht auszumachen. Die Besitzverhältnisse sind oft durch verschachtelte Konstruktionen mit Holdings, die in Offshore-Steuerparadiesen ihren Sitz haben, verschleiert worden. Die Beschlagnahmungen gelten vorerst nur für sechs Monate. Dass die Oligarchen bald zurückkehren werden, glaubt kaum jemand. Denkbar ist, dass der italienische Staat einige ihrer Villen vermietet, an (vermögende) Urlauber aus anderen Ländern.

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