Bankbeschäftigung

Gefangen im Schrumpfkurs

Die Zahl der Beschäftigten schrumpft in der Kreditwirtschaft bereits seit Jahrzehnten, Änderung ist nicht in Sicht. Dort, wo die Kreditwirtschaft Fachkräfte braucht, fällt ihr die Suche allerdings schwer.

Gefangen im Schrumpfkurs

Der personelle Schrumpfungsprozess der deutschen Kreditwirtschaft setzt sich unvermindert fort. So ist die Zahl der Beschäftigten in privaten Banken, Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken im vergangenen Jahr um gut 2% auf 541000 geschrumpft, wie der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes nun vorrechnet. Das ist der Lauf der Dinge seit Jahrzehnten. Seit 2011 ging es bundesweit um 17% bergab, seit 2001 um 30%.

Auch wenn die Zinswende auf wieder ordentliche Zinsüberschüsse hoffen lässt und der Branche etwas Linderung von vielschichtigem Druck verschafft, dürfte sich dadurch das Gesamtbild wenig ändern. Alte und neue Herausforderungen wie Ukraine-Krieg und wachsende geopolitische Friktionen, drohende Rezession und steigender Risikovorsorgebedarf, Pandemiebewältigung, veraltete IT-Systeme und hohe Kosten belasten. Die Inflation bläht die Kosten weiter auf, die zuletzt ohnehin durch Regulierung Auftrieb erhielten. Und in Digitalisierung und Nachhaltigkeit will weiter investiert werden. Das und die anhaltende Konsolidierung lassen auch weiterhin Stellenstreichungen erwarten. Die Branche ist gefangen im Schrumpfkurs.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Stellenzahl in den guten alten Banken zwar seit Jahr und Tag schrumpft, in Finanznischen im Bankumfeld hingegen ein teils reger Jobaufbau zu beobachten ist. Gerade Beteiligungsgesellschaften und Häuser, die „mit Finanzdienstleistungen verbundenen Tätigkeiten“ nachgehen, wie die Bundesagentur für Arbeit das ausdrückt – Börsen etwa, Clearinggesellschaften, Wagniskapitalgeber oder Depotbanken –, aber auch Leasing- und Spezialkreditinstitute verzeichneten in den vergangenen Jahren mitunter bemerkenswerte Aufwüchse. Unterm Strich kompensiert das freilich nicht die Streichungen im Kernsektor.

Zugleich tun sich viele Institute schwer, Nachwuchskräfte zu finden und erst recht zu halten. Ungeachtet des Jobabbaus, der sich vor allem im Filialgeschäft und in Bezug zu leicht automatisierbaren Tätigkeiten vollzieht, brauchen Banken Fachkräfte etwa für IT, Compliance oder ESG. Mit der klassischen Bankausbildung, dem einst üblichen Einstieg, ist es nicht mehr getan. Das Expertentum hat längst Einzug gehalten, zumal manche Bank eher einem Technologieunternehmen ähnelt.

Das sieht freilich ein guter Teil der umworbenen IT-Spezialisten anders. Von denen haben viele schlicht keine Lust, in aus ihrer Warte verstaubt wirkenden und mit Skandalhistorien belegten Geldverwaltungsstuben Dienst zu tun, wenn sie genauso gut für einen waschechten Techkonzern oder ein Fintech arbeiten können. Weder Stellenabbau noch Stellenaufbau fällt Banken leicht.

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