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Längst überfällige Schritte

Renault will seine Produktionskosten stark reduzieren. Das ist längst überfällig, da Wettbewerber den einstigen Vorreiter bei E-Autos längst überholt haben.

Längst überfällige Schritte

Renault

Überfällige Schritte

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Von Gesche Wüpper

Renault will wieder auf die Überholspur wechseln und nach der finanziellen Achterbahnfahrt der letzten Jahre neu durchstarten. Dabei helfen soll nicht nur die Abspaltung der auf E-Autos und Software spezialisierten Sparte Ampère, die der Autobauer in ein paar Monaten an die Börse bringen will. Dabei helfen soll neben der Neuordnung der Allianz mit Nissan und Mitsubishi auch eine tiefgreifende Transformation der Produktionsprozesse.

Durch den Einsatz von Metaverse und künstlicher Intelligenz (KI) will Renault die Produktionskosten bis 2025 drastisch reduzieren und gleichzeitig Entwicklungs-, Produktions- und Lieferzeiten verkürzen. Die Produktion von Verbrennern soll 30% weniger kosten, die von E-Autos sogar 50%. Die geplante Kostenreduzierung war längst überfällig, denn die Konkurrenz durch günstige chinesische Elektro-Modelle und die Preissenkungen von Tesla setzen Massenproduzenten wie Renault verstärkt unter Druck.

Das zeigt einmal mehr, dass sich Unternehmen im globalen Wettbewerb nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen können. Denn einst galt Renault in Sachen E-Autos als Vorreiter. Doch inzwischen haben ihn Konkurrenten wie Tesla, BYD, General Motors, Volkswagen und Geely längst überholt. Dabei haben sie auch davon profitiert, dass der französische Traditionskonzern durch den Skandal um den ehemaligen Chef Carlos Ghosn, die Corona-Krise und den Rückzug aus Russland schwer erschüttert wurde und in finanzielle Schwierigkeiten geriet.

Ob all die Ankündigungen aus diesem Jahr ausreichen werden, Renault wieder zu einer höheren Bewertung zu verhelfen, muss sich allerdings noch zeigen. Zumindest hat die Aktie des Autobauers an der Börse nicht von den angekündigten, finanziell nicht detaillierten Kostensenkungen profitiert. Sie gab Donnerstag in Paris 1% nach. Seit der Verhaftung von Carlos Ghosn im November 2018 hat sie 35% verloren, so dass Renault an der Börse zuletzt nur noch mit 11,1 Mrd. Euro bewertet war, das Kerngeschäft, also die Automobilaktivitäten, sogar negativ.

Investoren hatten in der Vergangenheit immer wieder gedrängt, die schwierigen Beziehungen zu Nissan zu vereinfachen, entweder mit dem japanischen Allianzpartner zu fusionieren oder sich von ihm komplett zu trennen. Renault, Nissan und Mitsubishi haben die Bande gelockert, wollen aber in Zukunft weiter zusammen arbeiten – offener, flexibler und auf gleicher Augenhöhe. Auch das war längst überfällig, da sich die Verhältnisse in der Allianz seit der Gründung grundlegend verschoben hatten.

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