KommentarVolkswagen

Noch viel Arbeit auf den Großbaustellen

Volkswagen zeigt sich mit Blick auf das Geschäftsjahr 2024 zuversichtlich, die soliden Ergebnisse des Vorjahres sorgten für Rückenwind. Doch Anleger zeigen sich weiterhin skeptisch. Der Konzern hat noch viel zu tun auf seinen Großbaustellen.

Noch viel Arbeit auf den Großbaustellen

Volkswagen

Noch viel Arbeit auf Großbaustellen

Von Carsten Steevens

VW gibt sich mit Blick auf 2024 zuversichtlich, Anleger sind eher skeptisch.

Volkswagen tut sich weiterhin schwer, bei Anlegern zu punkten. Gab das Papier 2023 um 4% nach, haben die Vorzüge des Fahrzeugbauers seit Ende Februar, dem letzten Tag vor Veröffentlichung der Eckzahlen für das Geschäftsjahr 2023, des Dividendenvorschlags und eines Ausblicks auf den laufenden Turnus, an der Börse mehr als 9% verloren. Die bei der Bilanzvorlage am Mittwoch präsentierte Botschaft der Wolfsburger, robuste Ergebnisse für das Jahr 2023 würden zeigen, dass der Konzern in einem anspruchsvollen Umfeld verlässlich liefere, zündet nicht. Dass die operative Marge ohne den Gegenwind aus der Bewertung von Rohstoffderivaten anstatt bei 7% in der Mitte des ursprünglichen Prognosekorridors von 7,5 bis 8,5% gelegen hätte, zieht nicht in den Bann. Ebenso der Umstand, dass sich der Netto-Cashflow im Konzernbereich Automobile verglichen mit dem – schwachen – Vorjahreswert auf 10,7 Mrd. Euro mehr als verdoppelt und die Nettoliquidität in dem Bereich mit 40,3 Mrd. Euro das selbstgesteckte Ziel von 10% der Umsatzerlöse übertroffen hat.

Nach einem Jahr der Weichenstellungen und Umstrukturierungen sind die Arbeiten an den Großbaustellen, die Konzernchef Oliver Blume bei seinem Antritt im September 2022 benannt hat, in vollem Gang. Im weltgrößten Automarkt China gilt es, die führende Position bei Verbrennerfahrzeugen für eine Beschleunigung der Elektrifizierung zu nutzen. Bei der Software muss belegt werden, dass es sich nicht mehr um ein Projekt handelt, sondern dass jetzt zielgerichtet entwickelt und geliefert wird. Zwei Beispiele für den Hochlauf von Elektromobilität und Digitalisierung, an dem der Konzern voraussichtlich noch mehr als eine Dekade arbeiten wird und der viel Geld erfordert. Gleichzeitig muss Verbrennertechnologie noch wettbewerbsfähig gehalten werden, weil damit Geld für den Umbau verdient wird.

Eine Rekordzahl an Produktneuheiten in diesem Jahr weckt Erwartungen auf der Ertragsseite in den kommenden Jahren. Die Investitionsquote muss nach dem für 2024 in Aussicht gestellten Höhepunkt aber auch sinken, um den Cashflow im Unternehmen zu steigern. Zugleich ist die Kostenbasis zu hoch, etwa bei den Volumenmarken, die bei der Rendite im Konkurrenzvergleich zum Teil großen Nachholbedarf haben. Synergien im Konzern sollen stärker genutzt werden, eine Daueraufgabe seit langem. Den Dialog mit dem Kapitalmarkt zu intensivieren, wie es sich VW beginnend mit dem Investorentag im vorigen Juni vorgenommen hat, um Regional-, Batterie- oder Softwarestrategien sowie die Pläne der Markengruppen zu erläutern, wird auch eine vordringliche Aufgabe bleiben.

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