Kommentar Teuerungsrate

Nur ein minimaler Fortschritt bei der deutschen Inflation

Die deutlich niedrigere Inflationsrate im Januar ist trügerisch. Sie signalisiert noch keine bevorstehende Rückkehr zur Preisstabilität.

Nur ein minimaler Fortschritt bei der deutschen Inflation

Inflation

Minimaler Fortschritt

Von Martin Pirkl

Die Inflation in Deutschland ist auf dem niedrigsten Stand seit über zweieinhalb Jahren angelangt. Zudem senkt die schwache Konjunktur hierzulande den Spielraum von Unternehmen für Preiserhöhungen. Die höhere Mehrwertsteuer für die Gastronomie hat sich im Januar deshalb auch weniger stark auf die Inflation ausgewirkt als von Ökonomen prognostiziert. Die bevorstehenden Lohnerhöhungen in Deutschland könnten daher vor allem die Profitmargen der Unternehmen beschneiden und weniger stark als befürchtet auch die Preise erhöhen.

Für die deutschen Firmen sind das keine guten Nachrichten, für die Europäische Zentralbank (EZB) schon. Dennoch ist der Fortschritt bei der Inflation deutlich geringer, als er auf den ersten Blick wirkt. Die einfachen Inflationserfolge im Jahr 2023 gehören der Vergangenheit an. Der rasante Anstieg der Energiepreise infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine hat die Inflationsrate im Jahresvergleich 2023 quasi automatisch gesenkt. Diesen Basiseffekt gibt es nun nicht mehr.

Hohe Kernrate

Für die Rückkehr zur Preisstabilität, die die EZB bei 2,0% beziffert, braucht es jetzt nachhaltige Fortschritte bei der Preisentwicklung. Der Blick auf die Kernrate ohne die schwankungsanfälligen Lebensmittel- und Energiepreise zeigt, dass diese noch nicht erreicht sind. Der Rückgang fällt hier im Januar nur minimal aus und verdeutlicht den nach wie vor hohen unterliegenden Preisauftrieb. Auch wenn der Dienstleistungssektor wegen der mauen Konjunktur unter Druck steht, den Spielraum, den er für Preiserhöhungen hat, nutzt er und wird er auch weiter nutzen. Die Inflation im Service-Sektor liegt bei über 3% und dürfte sich angesichts der stark steigenden Löhne dort erstmal stabilisieren. Eine schnelle Rückkehr der Inflationsrate auf 2,0% wird so schwierig.

Deutschland als größte Volkswirtschaft der Eurozone strahlt stark auf die Entwicklung der Euro-Inflation aus. Insofern ist die Preisentwicklung hierzulande kein Signal an die EZB, dass sie zeitnah die Zinsen senken sollte. Auch die schwache Konjunktur in Deutschland und in der Eurozone ist es nicht, solange die EZB weiter davon ausgeht, dass sich die Wirtschaft in den kommenden Quartalen wieder erholen wird. Eine wichtige Rolle bei der Frage, ob es zum wirtschaftlichen Aufschwung kommt oder nicht, spielt der private Konsum. Laut dem Handelsverband Deutschland ist zumindest vorsichtiger Optimismus angebracht, dass es hier zu einer leichten Besserung im laufenden Jahr kommt.

Die deutlich niedrigere Inflationsrate in Deutschland ist trügerisch. Sie signalisiert noch keine bevorstehende Rückkehr zur Preisstabilität.

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