BMW

Oberklasse im Vorteil

Premium-Automarken wie BMW und Daimler stecken den aktuellen Chipmangel besser weg. Ein Vorteil sind die freien Fertigungskapazitäten aber noch lange nicht.

Oberklasse im Vorteil

Keine Frage, die strukturelle Chipknappheit bremst die Erholung der Wirtschaft von der Coronakrise weltweit. Die Autoindustrie ist besonders betroffen. Geschätzt wird, dass in diesem Jahr die Hersteller von Pkw aufgrund des herrschenden Engpasses bei den wichtigen Halbleiterkomponenten global bis zu 11 Millionen Fahrzeuge nicht produzieren und ausliefern können.

Der Mangel trifft aber die Unternehmen unterschiedlich, wie die jüngsten Zahlen von BMW belegen. Im dritten Quartal konnte der Münchner Konzern ähnlich wie sein Wettbewerber Daimler die Folgen besser verarbeiten, als mancher befürchtet hatte. Denn die Produzenten von Oberklassemodellen sind in der Lage, den Absatzrückgang in deutlich höhere Preise umzumünzen. Das ist möglich, da die Nachfrage nach ohnehin teuren SUVs das Angebot bei weitem übertrifft. Die Verknappung zahlt sich also für sie aus. BMW konnte im Quartal das Ergebnis überproportional steigern, obwohl der Autoabsatz um 12% schrumpfte.

Mit Blick auf die gesamte Branche ergibt sich – grob betrachtet – ein zweigeteiltes Bild. Auf der einen Seite befinden sich Premiumanbieter wie BMW, Mercedes-Benz und Tesla, die den vermeintlichen Nachteil in einen Vorteil für sich selbst drehen können. Auf der anderen Seite stehen die Volumenhersteller wie beispielsweise Volkswagen und die Stellantis-Gruppe. Diese sind viel stärker von der Mangelwirtschaft betroffen. Der Hauptgrund dafür liegt in der Dimension des Problems in Abhängigkeit von der Konzerngröße und der Angebotsstruktur in der Pkw-Modellpalette. Dabei gilt: Je größer der Hersteller, desto umfangreicher fallen die Folgen der Chipengpässe aus.

Denn Volumenhersteller steuern ihr Geschäft per se mit viel höheren Pkw-Stückzahlen als Premiumanbieter. Ein Lieferengpass wirkt sich für sie infolge einen breiteren Lagerhaltung daher viel gravierender aus. Hinzu kommt, dass das Margenpotenzial für Massenhersteller deutlich geringer ist als bei Autobauern mit dem Schwerpunkt auf Oberklassefahrzeuge und Luxuskarossen. Wer überwiegend relativ kleine Pkw der Economy- und Kompaktklasse wie Stellantis fertigt, hat das Nachsehen. Der Wolfsburger Mehrmarkenkonzern kann die negativen Folgen dank der Marken Porsche und Audi besser abfedern.

Ein Segen ist der aktuelle Chipmangel für das Geschäftsmodell von BMW dennoch nicht. Denn frei werdende Fertigungskapazitäten belasten das Working Capital. Das gilt auch für das weiß-blaue Dax-Mitglied, welches 2021 trotz der Lieferrisiken auf ein Rekordjahr zusteuert.

(Börsen-Zeitung,

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