KommentarImmobilien

Schnuppern an der Wohnungs-Wende

Geht es nach dem Wohnungskonzern LEG Immobilien, steht der Sektor vor besseren Zeiten. Einiges spricht tatsächlich dafür, dass die Krise allmählich abflaut. Aber es bleiben Probleme.

Schnuppern an der Wohnungs-Wende

Immobilien

Silberstreif am Horizont

Von Helmut Kipp

Geht es nach dem Wohnungskonzern LEG, steht der Sektor vor besseren Zeiten. Einiges spricht tatsächlich dafür, dass die Krise abflaut.

Zum Auftakt der Jahresberichterstattung der führenden börsennotierten Wohnimmobilienkonzerne in Deutschland kommen Signale der Zuversicht aus Düsseldorf. Der dort ansässige Großvermieter LEG hat im abgelaufenen Jahr bei wichtigen Kennziffern wie Mietwachstum und operatives Ergebnis den oberen Rand der Erwartungen erreicht oder übertroffen. Und die für 2023 vorgeschlagene Dividende fällt nach der Nullrunde im Vorjahr mit 2,45 Euro überraschend üppig aus. Wichtiger noch sind die Markteinschätzungen des LEG-Vorstands. Sie deuten darauf hin, dass die Wohnungskonzerne ihre durch den schnellen und starken Zinsanstieg ausgelöste Krise allmählich hinter sich lassen.

Interesse nimmt zu

Von der erwarteten Wende am Transaktionsmarkt ist in den harten Zahlen zwar bislang wenig zu sehen, aber das Interesse nimmt, ausgehend von sehr niedrigem Niveau, wieder zu. Das spricht dafür, dass potenzielle Käufer keine weiteren großen Preisabschläge erwarten. Die Wohnungskonzerne selbst fallen vorerst als Erwerber aus, weil sie erst mal ihre Schulden verringern und hohe Refinanzierungen stemmen müssen. Aber andere Adressen schauen sich um, etwa Pensionsfonds, Family Offices und vermögende Privatpersonen, die sich für Neubauten und top sanierte Bestände interessieren. Oder ausländische Finanzinvestoren – das Interesse von Private-Equity-Häusern an deutschen Wohnimmobilien soll so hoch sein wie seit Jahren nicht, ist in der Beraterszene zu hören. Selbst Wohnungen mit Modernisierungsstau finden aufgrund vergleichsweise hoher Mietrenditen Beachtung.

Unheilvoller Mechanismus

Mindestens so wichtig ist: Nach dem "Annus horribilis" 2023 (LEG-Chef Lars von Lackum) lässt der Druck auf die Bestandsbewertungen nach. Dies ist von elementarer Bedeutung für die Finanzierung, weil die Schulden in Relation zum Verkehrswert der Immobilien gemessen werden. Sinkende Wertansätze treiben also den Verschuldungsgrad nach oben. Dieser unheilvolle Mechanismus verliert offenbar seine Kraft. Das schließt weitere Wertminderungen im laufenden Jahr keineswegs aus, wie sie viele Branchenexperten nach wie vor erwarten. Aber die ganz große Abwertungsrunde dürfte überstanden sein.

Spannend wird nun sein, inwieweit Vonovia, TAG, Grand City & Co. die Signale nachlassender Anspannung bestätigen. Unterstützung kommt von den Zinsen, die sich stabilisiert haben. Die Kapitalmärkte warten mittlerweile auf Leitzinssenkungen. Was freilich vorerst nichts daran ändert, dass Refinanzierungen zumeist sehr viel teurer werden als der auslaufende Kredit.

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