Paris

Tops und Flops der SNCF

Bei den Plänen für die Renovierung des Gare du Nord musste die französische Bahn die Reißleine ziehen, da Kosten und Zeitplan aus dem Ruder liefen. Dagegen lief beim gerade beendeten Umbau des Gare Montparnasse alles wie erhofft. 

Tops und Flops der SNCF

Er ist das Tor zum Westen: Wer von Paris aus mit dem Zug in die Bretagne, an die Atlantikküste oder in den Südwesten Frankreichs fahren will, beginnt seine Reise in der Regel im Gare Montparnasse. In den letzten Jahren glich der Weg von der Métro im Untergeschoss zu den Abfahrtsgleisen der TGV-Hochgeschwindigkeitszüge jedoch so manches Mal einem Orientierungslauf, da mal diese, mal jene Rolltreppe oder jener Durchgang gesperrt waren. Grund waren die Renovierungsarbeiten, mit denen die Bahn SNCF den vom Passagieraufkommen her viertgrößten französischen Bahnhof flotter, heller und freundlicher gestalten wollte.

Mehr als vier Jahre hat der Umbau gedauert, bevor SNCF-Chef Jean-Pierre Farandou und Transportminister Jean-Baptiste Djebbari nun den „neuen“ Gare Montparnasse einweihen konnten. Statt nur ein paar Zeitungshändler und Snackanbieter buhlen nun 120 Boutiquen und Verkaufsstände um die Gunst der Verbraucher.

Zwei Drittel der 150 Mill. Euro Umbaukosten hat der Immobilienpromoter Altarea übernommen, mit dem die SNCF-Sparte Gares & Connexions dafür eine Partnerschaft eingegangen ist. Langfristig wird er ihr 340 Mill. Euro Lizenzgebühren für die Konzession mit einer Laufzeit von 30 Jahren zahlen. Nachdem im Vorkrisenjahr 2019 rund 61,4 Millionen Fahrgäste den Gare Montparnasse nutzten, peilt die SNCF für 2025 nun 90 Millionen Reisende an.

Im Gegensatz zum Umbau des Gare du Nord sind die Kosten für die Renovierung nicht aus dem Ruder gelaufen. Kurz vor der Einweihung des neu gestalteten Gare Montparnasse hatte die SNCF deshalb die Reißleine gezogen und das Renovierungsprojekt des Gare du Nord beendet. Es hätte den in Europa am meisten frequentierten Bahnhof eigentlich pünktlich zu den Olympischen Spielen 2024 schick machen sollen.

Vor zwei Jahren hatte die Bahngesellschaft deshalb einen Vertrag mit Ceetrus unterzeichnet, der Immobilientochter des Einzelhändlers Auchan. Geplant war, die Fläche des Bahnhofs zu verdreifachen, neue Boutiquen, einen Veranstaltungssaal mit 2800 Plätzen, eine Sporthalle und Büros zu schaffen. Doch die Kosten des umstrittenen Projekts liefen aus dem Ruder und erhöhten sich von den ursprünglich geplanten 600 Mill. Euro auf 1,5 Mrd. Euro. Zudem wurde der zeitliche Rahmen nicht eingehalten, so dass die Renovierung erst drei Jahre später 2026 fertiggestellt worden wäre.

Damit Paris Besucher der Olympischen Spiele und der 2023 stattfindenden Rugby-Weltmeisterschaft am Gare du Nord doch noch auf angemessene Weise begrüßen kann, hat Transportminister Djebbari die SNCF nun aufgefordert, einen abgespeckten Plan B vorzubereiten, dessen Kosten nur noch rund 50 Mill. Euro betragen sollen. Sollten Ceetrus keine Fehler nach­gewiesen werden können, muss die SNCF jedoch für die Annullierung des Vertrags laut Schätzungen 200 Mill. Euro Entschädigung zahlen.

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Ein Ende ist auch für die kostenlosen Coronatests in Sicht. Premierminister Jean Castex bestätigte am Sonntag, dass sie ab dem 15. Oktober nur noch gratis durchgeführt werden, wenn aus medizinischen Gründen ein PCR-Test notwendig ist. Nachdem alle, die nicht in Frankreich krankenversichert sind, PCR- und Antigen-Tests bereits seit dem 7. Juli bezahlen müssen, sollen dann auch alle, die noch nicht geimpft sind, zur Kasse gebeten werden, es sei denn, sie haben einen medizinischen Grund. Auch wenn die Zahl der Personen, die sich testen lassen, dann weiter sinken dürfte, erwarten die privaten biomedizinischen Untersuchungslabore in diesem Jahr gute Zahlen.

Dank Covid konnten sie ihre Umsätze bereits 2020 kräftig steigern. So wurden letztes Jahr 37,4% mehr Proben entnommen und Analysen durchgeführt. Der Umsatz legte auf 6,2 Mrd. Euro zu. Die meisten Ärzte in Frankreich entnehmen selbst keine Proben, sondern schicken Patienten dafür zu einem Labor. Ursprünglich wollte die Regierung zu Beginn der Pandemie Coronatests nur von den öffentlichen Krankenhäusern durchführen lassen. Doch nach ein paar Wochen forderte sie die privaten Labore als Verstärkung an.