KommentarGlaubwürdigkeit vs. Versprechen

UBS-Management wandelt auf schmalem Grat

Die UBS verspricht mehr Dividenden und höhere Renditen, doch der Aktienkurs sinkt zunächst. Das Dilemma: Verspricht die Bank zu viel, beschädigt sie ihre Glaubwürdigkeit, verspricht sie zu wenig, frustriert sie ihre Aktionäre.

UBS-Management wandelt auf schmalem Grat

UBS

Bank wandelt auf schmalem Grat

Von Daniel Zulauf

Je weniger Leistung die UBS heute zeigen kann, desto mehr muss sie für morgen versprechen – ein gefährliches Spiel.

Ein knappes Jahr nach der Notübernahme der Credit Suisse geht die UBS von einer anfänglich vor allem politisch und taktisch motivierten Zurückhaltung zunehmend in die Offensive. Die Bank spielt die Akquisition inzwischen offen als Trumpfkarte aus, mit der sie die anspruchsvolle Investorengemeinde weiter zufriedenzustellen hofft. Das Ziel ist klar: Aktienkurs und Börsenwert müssen steigen.

Die Vorlage der Jahreszahlen am Dienstagmorgen lief aber nicht nach dem Drehbuch des Managements. Obwohl die UBS ihren Aktionären eine deutliche Erhöhung der Dividende und die Wiederaufnahme von Aktienrückkäufen ab Mitte des laufenden Jahres verspricht, sank der Aktienkurs um mehr als 4% unter die Marke von 25 sfr.

UBS kann mit Unicredit-Ausschüttungen nicht mithalten

Die Akteure auf den Finanzmärkten sind vorsichtig geworden – vor allem mit Blick auf die wirtschaftlichen Perspektiven in Europa und die bevorstehenden Zinssenkungen, mit denen sich das seit bald zwei Jahren boomende Zinsdifferenzgeschäft deutlich verlangsamen dürfte. Vergangene Woche wurden BNP Paribas und ING nach der Vorlage von Rekordergebnissen für ihre vorsichtigeren Prognosen von den Aktionären abgestraft. Umgekehrt erzeugte die italienische Unicredit am Montag eine fast schon euphorische Marktreaktion. Diese war allerdings nur gegen das Versprechen zu haben, den gesamten Jahresgewinn von 8,6 Mrd. Euro auszuschütten.

So weit kann die UBS noch nicht gehen. Sie wird für das zurückliegende Jahr rund 3,7 Milliarden Dollar ausschütten. Das ist zwar nur unwesentlich weniger als die Hälfte des um Integrationskosten und andere Einmaleffekte bereinigten Vorsteuergewinns, aber doch nur etwa halb so viel wie der Gewinn im Jahr 2022. Die vorsichtige Haltung ist nicht zuletzt vor dem Hintergrund zu sehen, dass die politische Diskussion um eine Verschärfung der Eigenkapitalvorschriften für systemrelevante Banken in der Schweiz noch lange nicht zu Ende geführt ist.

UBS will verlorene Credit-Suisse-Kunden zurückgewinnen

Umso offensiver spielt die UBS nun die Karte künftiger Größenvorteile aus der Credit-Suisse-Übernahme aus. So weitet die Bank die für 2026 angestrebte Eigenkapitalrendite von 15% auf 18% im Jahr 2028 aus. Bis dann sollen die verwalteten Vermögen von aktuell 3,8 Bill. Dollar auf über 5 Bill. Dollar steigen. Viele flüchtige Credit-Suisse-Kunden sollen zurückgewonnen und weitere Marktanteile erobert werden. Der Weg dahin ist weit und steinig. Die UBS-Führung wandelt auf einem schmalen Grat. Verspricht sie zu viel, beschädigt sie ihre Glaubwürdigkeit, verspricht sie zu wenig, frustriert sie ihre Aktionäre.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.