Tanja Birkholz, Vorstandschefin der Kreditauskunftei Schufa, betrachtet die Folgen von Inflation und Energiekrise für die deutsche Gesellschaft mit Sorge. „Mittlerweile sagen uns 50% der Menschen, dass sie auf ihre Ersparnisse zurückgreifen – das sind 12 Prozentpunkte mehr als im Frühjahr“, sagt Birkholz im Interview der Börsen-Zeitung. In den Umfragen der Schufa gäben zudem 70% der Teilnehmer an, größere geplante Anschaffungen zu verschieben. Auch nähmen viele ihren Dispo stärker in Anspruch und zögerten Rechnungen hinaus. „Die Krise ist in der Mittelschicht angekommen“, betont Birkholz.

Die Zahl der Negativeinträge bei der Schufa nehme in diesem Umfeld zu, im Vergleich zum Vorjahr stehe ein Plus von 30% auf etwa 10000 pro Woche. Nach einer Phase mit sehr wenigen Kreditausfällen müssten Banken und Unternehmen nun wieder mit einem Anstieg rechnen. Es sei Auftrag der Schufa, bei der Bewertung dieser Risiken zu helfen. Die Nutzung von Daten durch die Kreditauskunftei bietet indes wiederholt Anlass für Kritik. „Wir verwenden nur Daten, die tatsächlich kreditrelevant sind“, wendet Birkholz ein. Dazu zählten die Nutzung einer Kreditkarte, die Tilgung eines Ratenkredits, die Zusage für ein Immobiliendarlehen und natürlich Negativeinträge. Daten aus sozialen Netzwerken werte die Schufa dagegen nicht aus. „Es gibt bestimmte Informationen, die sicherlich dienlich wären, die wir aber trotzdem nicht nutzen“, unterstreicht Birkholz.