IPO-Kandidaten

Brewdog macht sich mit Allan Leighton börsenfein

Brewdog mag ein „Punk IPA“ im Angebot haben, doch über ein „Antigeschäftsmodell“ verfügt das schottische Einhorn längst nicht mehr. Mit dem Ex-Chef von Walmart Europe als Chairman macht es sich nun börsenfein.

Brewdog macht sich mit Allan Leighton börsenfein

Von Andreas Hippin, London

Der ehemalige Chef von Walmart Europe, Allan Leighton (68), wird Chairman der schottischen Brauereigruppe und Pubkette Brewdog. Als das Unternehmen vor sechs Jahren ausgestopfte fette Katzen aus einem Hubschrauber über dem Finanzviertel abwerfen ließ, um darauf aufmerksam zu machen, dass man auch ohne Banker Geld bei Anlegern einsammeln kann, hätte damit wohl keiner gerechnet. Seitdem ist der kalifornische Finanzinvestor TSG Con­sumer Partners eingestiegen, die Bewertung des Unternehmens auf mehr als 1 Mrd. Pfund gestiegen und ein Börsengang nahezu unvermeidlich geworden.

Die Personalie dürfte ein Anzeichen dafür sein, dass das Initial Public Offering der Gruppe eher früher als später auf der Tagesordnung steht. Amtsinhaberin Blythe Jack kommt von der Private-Equity-Gesellschaft. Das würde nicht den Anforderungen der London Stock Exchange an Börsenkandidaten gerecht, erklärte Mitgründer James Watt BBC Radio Scotland, also wird sie künftig als Stellvertreterin Leigh­tons fungieren. „Es wird fantastisch für mich sein, so einen erfahrenen Wirtschaftsführer als Mentor zu haben“, sagte Watt. Für ihn sei es schließlich die erste Rolle als CEO. Davor habe er auf einem Fischkutter im Nordatlantik gearbeitet.

Brewdog bringt auch weiterhin laufend neue Spezialitäten auf den Markt, die anders als mit großem Aufwand beworbene Fernsehbiere nicht jedermanns Geschmack sind. Aber die Gesellschaft hat den Massenmarkt erobert. Ihre Produkte gibt es selbst bei Aldi Süd („ALD IPA“). Nach den Vereinigten Staaten hat Brewdog mit Hilfe einer Partnerschaft mit Asahi auch den japanischen Markt erobert. Zuletzt sammelte das Unternehmen weitere 30,2 Mill. Pfund per Crowdfunding von „Equity Punks“ ein – ein Rekord.

Allerdings hatten sich Mitarbeiter öffentlichkeitswirksam über eine „Kultur der Angst“ und eine „vergiftete“ Arbeitsatmosphäre beklagt. Für die Lösung solcher Probleme kann ein Einzelhandelsveteran wie Leigh­ton nur nützlich sein. Seine Karriere begann 1974 als Vertreter für Mars. Von dort wechselte der Oxford-Absolvent zum Hundefutterhersteller Pedigree. Zur Supermarktkette Asda kam er 1992. Dort stieg er innerhalb von vier Jahren vom Vertriebschef zum CEO auf. Nachdem Asda 1999 von Walmart übernommen wurde, fungierte Leighton als Chef des Europageschäfts des größten­ Einzelhändlers der Welt. Ein Jahr später verließ er das Unternehmen und nahm Boardmandate bei so unterschiedlichen Gesellschaften wie der Royal Mail, der Kaufhauskette Selfridges und dem Pay-TV-Anbieter British Sky Broadcasting (heute: Sky) wahr. „Going Plural“ lautete der Slogan, den er dafür prägte. Seine­ Management-Ratgeber „On Leadership“ und „Tough Calls“ fanden zahlreiche Abnehmer. Er ist Miteigentümer des Fußballclubs Brack­ley Town.