Greensill-Pleite

David Camerons peinliches Comeback

So wird sich David Cameron (54) die Rückkehr ins Licht der Öffentlichkeit nicht vorgestellt haben, als er in seiner Schäferhütte in den Cotswolds seine Memoiren schrieb. Zwar lehnte es der von seiner Partei dominierte Finanzausschuss des...

David Camerons peinliches Comeback

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So wird sich David Cameron (54) die Rückkehr ins Licht der Öffentlichkeit nicht vorgestellt haben, als er in seiner Schäferhütte in den Cotswolds seine Memoiren schrieb. Zwar lehnte es der von seiner Partei dominierte Finanzausschuss des Unterhauses vergangene Woche ab, eine Untersuchung seiner Tätigkeit für Greensill Capital einzuleiten. Doch sind seitdem weitere Einzelheiten dazu bekannt geworden, wie Cameron und Jeremy Heywood, der damals ranghöchste Beamte in der Downing Street, dem vermeintlichen Fintech-Wunderkind Lex Greensill im Regierungsviertel Whitehall Tür und Tor öffneten. Alistair Graham, der ehemalige Vorsitzende des Ausschusses für Verhaltensregeln im öffentlichen Leben, und Labour-Politiker forderten eine umfassende Untersuchung der Vorgänge, die am Wochenende von der „Sunday Times“ genüsslich ausgebreitet wurden. Die „Financial Times“ legte mit einer Geschichte darüber nach, wie der mit Aktienoptionen bedachte Cameron und Greensill Anfang vergangenen Jahres mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed Bin Salman in der Wüste zelteten, um Geschäfte anzubahnen. Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng stellte sich vor seinen Parteifreund, wenn auch nur mit Vorbehalt. „Soviel ich weiß, hat David Cameron absolut nichts falsch gemacht“, sagte er dem Sender Sky News.

Der Sonntagszeitung zufolge verfügte Greensill über einen Sicherheitsausweis, der ihm Zugang zu Camerons Amtssitz verschaffte, als dieser noch Premierminister war. Doch es sei der 2018 verstorbene Heywood gewesen, der Greensill während seiner Tätigkeit für Morgan Stanley „entdeckt“ habe. Ende 2011 habe er ihm eine Rolle in Whitehall verschafft. Er sollte sechs Monate lang prüfen, ob Supply Chain Finance eine Möglichkeit für den Staat bieten könnte, seine Lieferanten schneller zu bezahlen. Vier Beamte sollten seine Ideen prüfen und zusammenfassen. Am Ende habe er über einen eigenen Schreibtisch im Cabinet Office verfügt.

Um Ideen nicht verlegen

Während sich manche Beamte fragten, warum der Staat die Dienste eines Finanzdienstleisters wie Greensill braucht, um seine Rechnungen rechtzeitig zu bezahlen, ließ Greensill nichts anbrennen. Wie die „Sunday Times“ berichtet, wurde er in elf Ministerien und Agenturen vorstellig, um für sein Geschäftsmodell zu werben. Bei der Highway Agency habe er sich darum bemüht, zwischen den Baukonzern Balfour Beatty und dessen Zulieferer geschaltet zu werden. Beim Verteidigungsministerium sei es ihm darum gegangen, zwischen dem Rüstungskonzern BAE Systems und dessen Lieferanten tätig zu werden. Greensill holte Bill Crothers, der von 2011 bis 2014 beim Crown Commercial Service für die öffentliche Beschaffung verantwortlich zeichnete, als Director in sein Unternehmen.

Im Oktober 2012 stellte Cameron in der Downing Street PEPS vor, das von Greensill entworfene Pharmacy Early Payment Scheme. Es sollte dafür sorgen, dass Apotheken, die vom National Health Service (NHS) verschriebene Medikamente ausreichten, durch eine Bank schneller zu ihrem Geld kommen – gegen eine Gebühr, versteht sich. Heywood habe Barclays, Citigroup, HSBC und Lloyds Banking Group angesprochen. Am Ende habe Greensills früherer Arbeitgeber, die Citigroup, das Rennen gemacht, bis Greensill Capital 2018 selbst das Geschäft übernahm.  (Börsen-Zeitung,

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