Einzelhandel

Gründertochter übernimmt Vorsitz von Inditex

Der spanische Modegigant Inditext bekommt eine neue Führungsspitze. Marta Ortega Pérez, die Tochter des Firmengründers und Hauptaktionärs Amancio Ortega, übernimmt die Position.

Gründertochter übernimmt Vorsitz von Inditex

Von Thilo Schäfer, Madrid

Der spanische Modegigant Inditex hat mit einem umfangreichen Umbau seiner Führungsspitze überrascht. Marta Ortega Pérez, die Tochter des Firmengründers und Hauptaktionärs Amancio Ortega, wird vom 1. April nächsten Jahres an als Vorsitzende des Verwaltungsrates an die Spitze des weltweit führenden Textilhändlers rücken, teilte der Konzern mit. Pablo Isla tritt nach zehn Jahren vom Vorsitz zurück; auf eigenen Wunsch, wie er erklärte. Neuer CEO wird der Jurist Óscar García Maceiras, der erst 2021 als Sekretär des Verwaltungsrates zu Inditex stieß.

„Das hier ist das Ergebnis langer Überlegungen über eine Initiative von Amancio und mir“, sagte Isla vor der Presse. An der Börse kam die Personalie jedoch nicht gut an. Die Aktie verlor am Dienstag zeitweise 6%. Anleger und Analysten sehen den Abgang des 57-jährigen Isla offenbar kritisch, da er den Betreiber von Ketten wie Zara und Massimo Dutti zum Weltmarktführer gemacht hat. Isla war 2005 als CEO zu Inditex gekommen; 2011 hatte er Gründer Ortega als Verwaltungsratsvorsitzenden abgelöst.

Marta Ortega ist die einzige Tochter aus zweiter Ehe von Amancio Ortega, der Inditex mit seiner verstorbenen ersten Frau 1975 in der galicischen Hafenstadt A Coruña gegründet hatte und heute noch 59% der Anteile besitzt. Die 37-Jährige, die ebenfalls in Galicien auf die Welt kam, ist seit 15 Jahren bei Inditex tätig. Die frühere Turnierreiterin besuchte ein Internat in der Schweiz und studierte dann an der London Business School, bevor sie in einem Zara-Laden auf der Londoner King’s Road zu arbeiten begann. Bei Inditex kümmerte sie sich in den letzten Jahren um das Design der Kollektionen von Zara und Marketingfragen, ohne einen festen Jobtitel zu haben.

Ortega gilt als ebenso verschwiegen wie ihr Vater, doch lässt sie sich im Gegensatz zu dem 85-Jährigen auf Gesellschaftsveranstaltungen blicken, die ihr viel Präsenz in der bunten Presse bescheren. Im August erschien ein langes Porträt mit Interview im „Wall Street Journal“, das Spekulationen über einen Aufstieg der Gründertochter schürte. „Man weiß nie, was die Zukunft einem bringt, aber ich bin für alles offen“, sagte sie damals. Sie gestand auch ein, sich nicht mit „den großen Zahlen“ des Konzerns zu befassen.

Das wird sich nun wohl ändern. Ortega soll jedoch keine exekutiven Funktionen bekommen und dem Verwaltungsrat vornehmlich als Vertreterin der Interessen ihres Vaters und Hauptaktionärs vorstehen. Die Geschäfte wird García Maceiras führen. Carlos Crespo, der vor zwei Jahren zum CEO ernannt worden war, wird in die Rolle des COO versetzt. Die Entscheidung hat manche Branchenkenner überrascht. Denn der 49-jährige García Maceiras, der auch aus A Coruña stammt, hat als Jurist bislang nur in der Finanzbranche gearbeitet, bei der galicischen Banco Pastor, der halbstaatlichen Bad Bank Sareb und zuletzt in der Rechtsabteilung von Spaniens Branchenprimus Santander. Von April an wird er einen weltweit tätigen Modekonzern mit mehr als 20 Mrd. Euro Jahresumsatz führen.

Marta Ortega wird künftig von einem neu gegründeten Komitee beraten, dem Vorstände aus sämtlichen Konzernbereichen angehören. Zu den großen Herausforderungen für den Modekonzern zählt die Nachhaltigkeit der Produktion und die fortschreitende Digitalisierung. Inditex macht bereits gut ein Viertel ihres Geschäfts mit Online-Verkäufen.

Isla betonte, der Moment der Stabübergabe sei „optimal“, denn das Unternehmen sei „in einer sehr starken Position und die Strategie ist klar definiert“. Inditex erklärte in einer Mitteilung, der Prozess des „Generationsübergangs“, der mit dem Verzicht von Amancio Ortega auf den Vorsitz vor zehn Jahren begonnen hatte, sei nun abgeschlossen.