Norse Atlantic Airways

Larsens wichtigstes Ziel: Nicht pleitegehen

Als Bjørn Tore Larsen am 1. Januar 2021 Norse Atlantic Airways aus der Taufe hob, lag die Airline-Branche weltweit darnieder. In der seit Anfang 2020 währenden Pandemie wurde kaum geflogen, Fluglinien häuften Milliardenverluste an, mache waren bereits von der Bildfläche verschwunden.

Larsens wichtigstes Ziel: Nicht pleitegehen

lis

Eins steht schon mal fest: Der Mann ist mutig. Und geduldig. Denn wer mitten in der Corona-Pandemie eine Fluggesellschaft gründet, braucht einen langen Atem und eine gehörige Portion Courage. Als Bjørn Tore Larsen am 1. Januar 2021 Norse Atlantic Airways aus der Taufe hob, lag die Airline-Branche weltweit darnieder. In der seit Anfang 2020 währenden Pandemie wurde kaum geflogen, Fluglinien häuften Milliardenverluste an, manche waren bereits von der Bildfläche verschwunden. „Ich habe immer antizyklisch investiert. Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem gute Deals möglich sind“, erzählte Larsen dem Fachmagazin „Aero“.

Mut bewies Larsen auch bei der Wahl des Geschäftsmodells: eine Billigfluglinie mit Langstreckengeschäft. Eine solche gab es in Norwegen schon einmal – Norwegian –, und die war nicht erfolgreich. Die Kostenvorteile der Low-Cost-Carrier auf die Langstrecke zu übertragen gilt als nahezu unmögliches Unterfangen, deshalb sind Unternehmen wie Ryanair oder Easyjet nur im Kurz- und Mittelstreckengeschäft tätig. „Die Low-Cost-Philosophie wird auf der Langstrecke niemals funktionieren“, ist Ryanair-Chef Michael O’Leary überzeugt. Übrigens sind bei Norse nun einige frühere Norwegian-Manager an Bord, der ehemalige Norwegian-Chef gehört zu den Mitgründern der neuen Firma.

Und noch etwas Riskantes wagt der leidenschaftliche Pilot Larsen, der unter anderem eine Boeing 747 fliegen darf: Er bietet seit kurzem Langstreckenflüge ab dem Berliner Flughafen BER an – in Richtung New York und Los Angeles. Mit Langstreckenflügen ab der deutschen Hauptstadt hat sich schon mancher Konkurrent eine blutige Nase geholt.

Es ist also noch nicht absehbar, wie das Experiment Norse für den CEO, Gründer und Großaktionär (12,7 %) Larsen ausgeht. Das ficht ihn aber nicht an, zumal er geschäftlich diverse Pfeile im Köcher hat. Er ist Mehrheitsaktionär der OSM Aviation Academy, die über Pilotenschulen in den USA, Norwegen und Schweden verfügt. Außerdem ist er Mehrheitseigner von OSM Airtech, die Flugzeugwartungsdienste in Norwegen und Schweden anbietet. Larsen gründete zudem bereits 1989 die OSM Maritime Group, ein Schiffsmanagementunternehmen mit Hauptsitz in Norwegen, sowie die ADS Maritime Holding, eine an der Euronext Growth Exchange in Oslo notierte Firma.

Auch zur Schifffahrt hat Larsen eine enge Verbindung, im Alter von 16 Jahren soll er ein Jahr auf See verbracht haben. Kurz nach seiner Rückkehr in die Heimat beschloss er, seinen Traum vom Unternehmertum zu verwirklichen, und erwarb mit 18 Jahren ein Reisebüro. Drei Jahre später gründete Larsen OSM Maritime, die heute zu den größten Schiffs­managementunternehmen der Welt gehört. Der Gefahr, mit seinem neuen Projekt zu scheitern, ist sich der Norse-Chef bewusst. „Eine neue Airline ist in jedem Fall ein sehr guter Weg, um sehr viel Geld zu verlieren“, so der Manager kürzlich. „Ich habe jetzt nur ein Ziel und das ist, nicht pleitezugehen.“

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.