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Neue Doppelspitze bei Quantencomputer-Bauer IQM

Das deutsch-finnische Start-up IQM bringt sich für das Rennen um die Vorherrschaft im Quantencomputing mit einem zweiten CEO in Stellung. Die Technologie steht laut dem Mitgründer und bisherigen Solo-Chef Jan Goetz kurz davor, bisherige Supercomputer zu übertreffen.

Neue Doppelspitze bei Quantencomputer-Bauer IQM

Neue Doppelspitze bei Quantencomputer-Start-up IQM

kro Frankfurt

Der deutsch-finnische Quantencomputer-Hersteller IQM, der als europäischer Hoffnungsträger im Wettlauf um die Zukunftstechnologie gilt, hat eine neue Doppelspitze. Neben dem bisherigen Mitgründer und Chef Jan Goetz übernimmt zusätzlich Mikko Välimäki als Co-CEO die Geschäftsleitung, wie das 2018 gegründete Start-up mitteilte.

Mit der neuen Führungsstruktur wolle man sich auf die nächste Wachstumsphase vorbereiten, hieß es. IQM, die derzeit 300 Mitarbeitende beschäftigt und Büros in Espoo, München, Madrid, Singapur und Palo Alto hat, baut sogenannte supraleitende Quantencomputer (einer von mehreren technologischen Ansätzen im Quantencomputing) und sieht sich als europäische Marktführerin in dem Bereich. Quantencomputer nutzen die Gesetze der Quantenmechanik, mit denen sie die Rechenleistung von Supercomputern künftig in den Schatten stellen sollen. Als besonders aussichtsreiche Anwendungsfelder gelten beispielsweise die Finanzindustrie, die Medikamentenentwicklung oder auch die Optimierung von Verkehr und Logistik. Daneben werden Quantenrechner als wichtige komplementäre Technologie zur künstlichen und generativen künstlichen Intelligenz gehandelt, da sie sich gegenseitig in ihrer Entwicklung befördern. Im globalen Rennen um die Vorreiterschaft beim Quantencomputing sind vor allem Google und IBM tonangebend.

Schub durch öffentliche Gelder

Auf der Kundenseite sind es bislang zu einem großen Teil noch Regierungen, die Quantencomputer in Auftrag geben. In Finnland hatte IQM Ende 2020 eine Vereinbarung mit dem staatlichen technischen Forschungszentrum VTT zum Bau des ersten finnischen Quantencomputers geschlossen. Einen weiteren Rechner baut das Start-up am Leibniz-Rechenzentrum in Garching bei München, wofür das Bundesministerium für Bildung und Forschung 40 Mill. Euro auf den Tisch gelegt hat. Die weltweit zusammengerechneten Investitionszusagen von Regierungen in den Sektor belaufen sich bislang auf 40 bis 50 Mrd. Dollar, wie eine IQM-Studie zeigt. Die privaten Investitionen sind auf der anderen Seite im vergangenen Jahr global um 50% auf 1,2 Mrd. Dollar eingebrochen. Zum einen lag das am allgemein rauen Finanzierungsklima. Zum anderen weist IQM in der Studie aber auch auf ein nach wie vor mangelndes Verständnis von Investoren für den künftigen Nutzen der Technologie hin.

Bei dem Start-up soll sich der neue Co-Chef Välimäki, der seit der Gründung von IQM bereits im Board saß, nun um den kommerziellen Geschäftsbetrieb kümmern. Mitgründer Goetz ist daneben weiter für die Außendarstellung des Unternehmens sowie für das Fundraising zuständig. Die Firma hatte zuletzt im Sommer 2022 eine Finanzspritze von 128 Mill. Euro erhalten – unter anderem von der Venture-Capital-Gesellschaft des Freistaats Bayern, Bayern Kapital, vom Berliner Climate-Tech-Investor World Fund und von der Münchener MIG Capital.

"Die Branche befindet sich an einem kritischen Punkt, da die Rechenleistung von Quantencomputern kurz davorsteht, selbst die der leistungsstärksten Supercomputer zu übertreffen", ließ sich Goetz in der Mitteilung zitieren. "Mit Mikko an Bord, der uns bei den kommerziellen Aktivitäten unterstützt, können wir diese Chancen deutlich besser nutzen", so der gebürtige Rheinländer.

Välimäki selbst hat bereits Erfahrungen sowohl als Gründer als auch als Investor gesammelt und sitzt derzeit in mehreren Start-up-Boards. Er hat einen Doktorgrad (Ph.D.) im Bereich "Software Business" und einen Master of Laws (LL.M.).

Zwei IQM-Ingenieure arbeiten an einem Quantencomputer (Quelle: IQM)

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