Quartalszahlen

Neuer Rückschlag für UBS-Chef Ralph Hamers

Die schwachen Quartalszahlen der UBS setzen Bankchef Ralph Hamers unter Druck. In den Niederlanden, seinem Heimatland, droht ihm derweil ein Strafverfahren.

Neuer Rückschlag für UBS-Chef Ralph Hamers

Von Anna Sleegers, Frankfurt

Es wird enger für den Niederländer an der Spitze der Schweizer Großbank UBS. Nachdem die Quartalszahlen des Instituts nicht nur hinter den Erwartungen der Analysten, sondern auch hinter den nach allgemeinem Dafürhalten schwachen Zahlen der intern am liebsten als Benchmark herangezogenen US-Banken zurückgeblieben sind, hat die UBS innerhalb eines Tages fast ein Zehntel ihrer Börsenbewertung eingebüßt. Das dürfte dem 56-Jährigen, der vor anderthalb Jahren überraschend zum Chief Executive Officer ernannt wurde, nicht gerade den Rücken stärken. Dabei benötigt Ralph Hamers dringend Belege, dass er der Richtige für den Spitzenjob ist, nicht nur weil er trotz seiner langen Banker-Karriere keinerlei Erfahrung in der Vermögensverwaltung vorweisen kann.

Im Visier der Staatsanwälte

Schwerer wiegen die Vorwürfe, denen der in der an Deutschland angrenzenden Provinz Limburg geborene Manager in seinem Heimatland ausgesetzt ist, in dem eine heftige Debatte über die Macht der organisierten Kriminalität geführt wird. Dass schon wenige Wochen nach seinem Amtsantritt bei der UBS die bereits eingestellten staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen den früheren Chef der ING Groep aufgenommen wurden, ist das Verdienst des niederländischen Ökonomen Pieter Lakeman, Vorsitzender der von ihm gegründeten Sobi-Stiftung. Sobi steht für Stichting Onderzoek Bedrijfs Informatie, was man mit Stiftung für die Überprüfung von Unternehmensberichten übersetzen kann. Sie setzt sich in einer für die niederländische Gesellschaft kennzeichnenden Mischung aus Liberalismus und protestantischer Ethik einerseits für die Rechte von Anteilseignern und Gläubigern und andererseits für die Bekämpfung von Wirtschaftsverbrechen ein.

Auf Betreiben des 80-jährigen Lakeman gelang es der Stiftung, über einen juristischen Kniff die Wiederaufnahme der Ermittlungen zu er­wirken. Niederländischen Medienberichten zufolge sind die Staatsanwälte überzeugt, dass es diesmal zu einem Strafverfahren am Strafgerichtshof in Amsterdam kommen wird.

Solange es zu keiner offiziellen Vorladung kommt und die Zahlen stimmen, mag man das bei der UBS tolerieren, zumal die Debatte über Ethik und Wirtschaft in der Schweiz kaum so verbissen geführt werden dürfte wie in den Niederlanden, wo Hamers nur einen Bruchteil der Vergütung erhielt, die ihm als UBS-Chef zuteil wird. Nachdem die Aktionäre der im Vergleich zur skandalumwitterten Credit Suisse als Vorzeigebank geltenden UBS ihr Vermögen dahinschmelzen sahen, könnte sich das Blatt schnell wenden. Gut möglich, dass sich der potenzielle Nachfolger Iqbal Khan schneller warmlaufen muss als erwartet.

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