Ex-Porsche-Chef

Wendelin Wiedeking 70

Der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking wird 70 Jahre alt. Er dürfte die Pläne zum angestrebten Börsen-Comeback der Porsche AG mit Genugtuung verfolgen.

Wendelin Wiedeking 70

Von Stefan Kroneck, München

Es ist nicht überliefert, was Wendelin Wiedeking über das angestrebte ­Börsen-Comeback der Porsche AG denkt. Der frühere Chef des Sportwagenbauers dürfte vermutlich die Pläne von außen durchaus mit Genug­tuung verfolgen. Und überhaupt ist der promovierte Maschinenbauingenieur auch noch 13 Jahre nach dem Verlust des Chefpostens bei der Stuttgarter Edelmarke an der Entwicklung in der Autoindustrie im Allgemeinen und im weit verästelten Volkswagen-Reich mit der Konzerntochter Porsche AG im Besonderen sehr interessiert. Auf Nachfrage gibt er manchen Nachrichtenagenturen Auskunft darüber, was er zum Beispiel über den Wandel der Technologie denkt und wie aus seiner Sicht die Politik mit dem Thema Elektromobilität umgeht. Man merkt Wiedeking an, dass er nicht den Typus eines Ex-Topmanagers darstellt, der nach dem Ende seines Wirkens den lieben Gott einen guten Mann sein lässt.

Der gut situierte frühere Porsche-CEO hat einen Teil seines Vermögens in verschiedene mittelständische Unternehmen und Start-ups investiert. Tue Gutes und spreche darüber, so lautet dabei wohl seine Devise in der Kommunikation nach außen. Wiedeking war und ist ein begnadeter PR-Spezialist in eigener Sache.

Milliardärs-Macher

In der Zeit seines Wirkens an der Spitze von Porsche (1992 bis 2009) schaffte er es, nach einem gelungenen Turnaround des Unternehmens mit Sitz im Stadtteil Zuffenhausen der baden-württembergischen Landeshauptstadt in der Öffentlichkeit eine eigene Marke Wiedeking aufzubauen. Zu seiner Hochzeit bei Porsche hatte seine Stimme auch in der Öffentlichkeit Gewicht. Bisweilen machte der selbstbewusste Wiedeking dabei den Eindruck, als würde er gerne in die Rolle des Hofnarren schlüpfen, um dem bundesrepublikanischen Establishment mal ordentlich die Leviten zu lesen. In dieser Zeit hatte er aber seinen Zenit bereits längst überschritten. Der Machtmensch scheiterte an sich selbst, als er glaubte, mit einem Husarenstück den David (Porsche) spielen zu können, um den größeren Gegner Goliath (VW) zu besiegen, indem er diesen mit Hilfe komplexer Finanzierungskonstrukte schluckt. Doch Goliath VW in Person des Firmen- und Familienpatriarchen Ferdinand Piëch (1937 bis 2019) drehte den Spieß um und verleibte sich den kleineren Herausforderer aus dem Ländle komplett ein. 2009 musste Wiedeking das Feld räumen. Wolfgang Porsche, Aufsichtsratschef der Porsche AG, konnte diesen nicht mehr halten.

Nach der Aufarbeitungsphase der damaligen Geschehnisse, in der mit viel Dreck geworfen wurde, gilt Wiedeking längst als rehabilitiert. 2016 sprach ihn das Landgericht Stuttgart in einem aufsehenerregenden Prozess frei. Die Staatsanwaltschaft hatte ihn wegen des Verdachts der Marktmanipulation angeklagt. Was als Erinnerung bleibt, ist die Tatsache, dass der Ex-Chef dank seines operativen Erfolgs die Familien Porsche und Piëch zu Mehrfachmilliardären gemacht hat. An diesem Sonntag wird Wiedeking 70 Jahre alt.

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