Exchange Traded Commodities

Absicherung gegen Energiepreis-Rally

Rohstoff-ETCs haben in den vergangenen Jahren stark an Popularität gewonnen. Die Vehikel halten zwar durchaus Risiken bereit, können aber als Absicherung gegen Energiepreisanstiege wirken.

Absicherung gegen Energiepreis-Rally

Alex Wehnert

Der Terminmarkt birgt für Anleger gefährliche Untiefen. Wer beispielsweise über Futures langfristig an der Ölpreisentwicklung partizipieren will, muss die Kontrakte monatlich rollen. Dies verursacht hohen Aufwand und mitunter erhebliche Kosten, wenn sich die Terminkurve in Contango befindet, der Futures-Preis also über dem Spotpreis liegt.

Als Mittel, um dieses Problem zu umschiffen, haben Exchange Traded Commodities in den vergangenen Jahren stark an Popularität gewonnen. Emittenten wie BNP Paribas bieten diese börsengehandelten Inhaberschuldverschreibungen in rolloptimierter Form an. Das französische Geldhaus setzt als Basis seiner Produkte die von Börsenaltmeister Jim Rogers entwickelten RICI-Indizes ein.

Ein ETC der BNP Paribas, das die Entwicklung der führenden Nordseeölsorte Brent Crude nachbildet, hat auf Jahresfrist beispielsweise 84 % an Wert gewonnen. Bei einem Produkt des Konkurrenten Wisdom Tree beläuft sich der Zuwachs im gleichen Zeitraum auf über 100 %.

Über Handelsplätze wie Xetra oder die Börse Stuttgart sind zudem börsengehandelte Produkte diverser Emittenten auf verschiedene weitere Assets wie Erdgas, Industriemetalle oder Erzeugnisse wie Benzin, Diesel oder Heizöl verfügbar, mit denen Anleger an Preisaufschwüngen infolge der globalen Rohstoffknappheit partizipieren können. Die Anbieter locken dabei mit niedrigen Gebühren, die Verwaltungsentgelte bewegen sich in der Regel zwischen 0,3 und 1 % pro Jahr.

Der Handel von ETCs über Handelsplätze wie Xetra birgt zudem den Vorteil einer transparenten Preisbildung, hoher Liquidität und reduzierter Counterparty-Risiken. Etwaige Währungsrisiken können Anleger über Euro-gehedgte Produkte eliminieren. Im aktuellen Umfeld ist dies allerdings weniger relevant, wirken sich Währungseffekte angesichts der Dollar-Stärke für Euro-Anleger doch positiv aus.

Indes stellt das in ETCs investierte Kapital kein geschütztes Sondervermögen dar – bei Exchange Traded Funds ist das anders. Anleger sind somit einem Emittentenrisiko ausgesetzt, wobei die Produktanbieter versuchen, dieses durch vollständige Besicherungen zu reduzieren. Bei den ETCs der BNP Paribas agiert beispielsweise die Deutsche-Börse-Tochter Clearstream als Treuhänderin und verwahrt die Sicherheiten. Die Besicherung erfolgt in diesem Fall über Large-Cap-Aktien aus europäischen Indizes. Diese Regelung ergibt laut dem Geldhaus deshalb Sinn, weil die Märkte für andere Sicherheiten wie Unternehmensanleihen während vergangener Krisen schnell ausgetrocknet seien, während der Aktienmarkt noch ausreichend Liquidität aufgewiesen habe.

Einen Gefahrenfaktor können die Emittenten natürlich nicht eliminieren: die hohe Volatilität von Basis-Assets wie Rohöl und Erdgas. Bei Vehikeln wie dem Brent-Produkt von Wisdom Tree zeigen sich über Jahre hinweg enorme Kursschwankungen, die annualisierte Volatilität auf Sicht der vergangenen 36 Monate beträgt mehr als 44 %. Für Anleger dürfte es deshalb Sinn ergeben, keine stark konzentrierten Positionen in Rohstoff-ETCs aufzubauen, sondern diese im Portfoliokontext als Absicherung gegen stark steigende Energiepreise zu nutzen.