Märkte am Mittag

Anleger wieder mutiger – Dax auf 3-Wochen-Hoch

Die Hoffnung auf eine Beruhigung im Bankensektor und weiter zurückgehende Teuerung lässt die Anleger aufatmen. Am Nachmittag gibt es die deutschen Inflationszahlen. Dann wird sich zeigen, ob zumindest hinsichtlich der Geldpolitik das Kalkül aufgehen könnte.

Anleger wieder mutiger – Dax auf 3-Wochen-Hoch

Die anhaltende Erholung der Bank- und Immobilienwerte hat die Anleger an den europäischen Aktienmärkten am Donnerstag wieder optimistischer gestimmt. Der Dax kletterte um bis zu 1,2% auf 15.508 Zähler und markierte damit den höchsten Stand seit drei Wochen. Auch der EuroStoxx50 notierte mehr als 1% fester. Nach den jüngsten Turbulenzen im Bankensektor habe sich seit Wochenbeginn ein zuversichtlicherer Tenor durchgesetzt, schreibt LBBW-Analyst Rolf Schäffer. Die akute Furcht der Marktteilnehmer vor einer Systemkrise sollte weiter nachlassen – gänzlich verschwinden dürfte sie aber nicht, meint der Experte.

Zu groß waren die Schockwellen, die der Kollaps des US-Startup-Finanzierers Silicon Valley Bank (SNB) Anfang März ausgelöst hatte. In dem weltweiten Bankenbeben war auch die Schweizer Großbank Credit Suisse in Not geraten und musste vom Rivalen UBS aufgefangen werden. Viele Bankwerte steckten in den vergangenen Wochen herbe Kursverluste ein, darunter auch die Deutsche Bank und die Commerzbank. Beide Titel notierten am Donnerstag zeitweise jeweils rund 3% fester. Der europäische Branchenindex, der seit Monatsbeginn 15% verloren hat, gewann 2%.

Noch keine Entwarnung

Noch deutlicher als bei den Banken ging es für die Immobilienwerte nach oben. Ihnen hatten zuletzt vor allem die Folgen der gestiegenen Zinsen und die nach oben geschossenen Baukosten zu schaffen gemacht. Vonovia standen mit einem Plus von bis zu 5% an der Dax-Spitze. Die Aktien des Immobilienkonzerns verloren im März bislang rund 30 Prozent. Im MDax stiegen die Titel des Immobilien-Investors Aroundtown um 7,6%, TAG Immobilien notierten 5,7% fester. Die Erholung der Immobilienaktien sei ein ermutigendes Zeichen, sagt Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Noch sei es aber zu früh, Entwarnung zu geben. „Eine Bodenbildung wird bei Immobilienaktien nach dem Ausverkauf mindestens einige Wochen dauern.“

Notenbanken im Fokus

Ob die großen Notenbanken in puncto Zinserhöhungen nun das den Fuß vom Gaspedal nehmen, dürfte vor allem von den Inflationsdaten abhängen. Mit Spannung erwarteten die Anleger daher die am Nachmittag anstehenden deutschen Verbraucherpreise für März. Analystenschätzungen zufolge sollte die Teuerungsrate auf 7,3 von 8,7% sinken. Laut dem Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, dürfte der nachlassende Inflationsdruck vor allem Folge eines günstigen Basiseffekts sein. So waren vor einem Jahr die Energiepreise nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine in die Höhe geschnellt. Nun werden sie erstmals mit den schon erhöhten Preisen verglichen, nicht mehr mit den niedrigeren vor Kriegsausbruch – das wird als Basiseffekt bezeichnet.

Thomas Altmann von QC Partners geht davon aus, dass die Inflationsrate das Potenzial hat, die Aktien- und Rentenmärkte ordentlich durchzuschütteln. Die Preisentwicklung der größten Volkswirtschaft der Euro-Zone habe einen nachhaltigen Einfluss auf die geldpolitischen Entscheidungen der EZB, sagt der Analyst. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte im Kampf gegen die hohe Inflation die Zinsen im Euroraum seit Juli 2022 bereits sechs Mal in Folge angehoben – zuletzt Mitte März um 0,50 Prozentpunkte. Der Euro notierte im Vorfeld der Inflationsdaten 0,3% fester bei 1,0871 Dollar. Die Kurse der zehnjährigen deutschen Anleihen fielen leicht, im Gegenzug stieg die Rendite auf 2,320 Prozent nach 2,305 Prozent im Schlussgeschäft des Vortages.

Manche Einzelwerte überzeugen klar

An den Aktienmärkten gab es außerhalb des Bank- und Immobiliensektors vor allem bei SDax-Werten deutliche Bewegungen. Mit Enttäuschung aufgenommene Ausblicke schickten die Aktien des Bildverarbeitungs-Spezialisten Basler und der Medizintechnikfirma Eckert & Ziegler auf Talfahrt. Die Titel verloren in der Spitze 18 beziehungsweise 20%.

An der Stockholmer Börse machten H&M von sich Reden. Der schwedische Textilriese hat trotz der Käuferzurückhaltung im ersten Geschäftsquartal einen operativen Gewinn geschafft. Die Aktien sprangen um 14% in die Höhe. Die Bekleidungskette hatte im ersten Quartal dank eines Sondereffekts operativ mehr verdient als vor einem Jahr und dabei auch die Erwartungen übertroffen. Dabei hätten die Margen überzeugt, so Analyst Richard Chamberlain von RBC. H&M zogen auch Inditex mit, die auf immerhin 1,8% Plus kamen. Am Vortag hatte dem Sektor noch ein schwacher Ergebnisausblick der britischen Einzelhandelskette Next zu schaffen gemacht.

Eine Anhebung der Geschäftsziele hat die Aktien von SMA Solar am Donnerstag auf den höchsten Stand seit rund 13 Jahren katapultiert. Die Papiere des Wechselrichter-Herstellers für die Solarindustrie sprangen am späten Vormittag um 18% auf 92,80 Euro hoch. Händler und Analysten verwiesen darauf, dass der SDax-Konzern erst vor drei Wochen im Zuge seiner vorgelegten Jahreszahlen seine Ziele für 2023 veröffentlicht hatte.