Spekulationen über Zinserhöhung

Anleihemärkte auf Talfahrt – Italien-Rendite steigt über 4 Prozent

Die von der überraschend hohen Mai-Inflation in den USA geschürte Spekulation auf eine stärkere Leitzinserhöhung der Fed hat am Montag für Druck auf die Staatsanleihenmärkte gesorgt. In Europa setzten vor allem Peripherie-Staatstitel ihre Talfahrt fort.

Anleihemärkte auf Talfahrt – Italien-Rendite steigt über 4 Prozent

ck/bn/wbr Frankfurt

Die von der überraschend hohen Mai-Inflation in den USA geschürte Spekulation auf eine stärkere Leitzinserhöhung der Fed hat am Montag für Druck auf die Staatsanleihenmärkte gesorgt. In Europa setzten vor allem Peripherie-Staatstitel ihre Talfahrt fort. So stieg die laufende Verzinsung der zehnjährigen italienischen Staatsanleihe erstmals seit 2014 über die Marke von 4% und lag zuletzt 26,5 Stellen über dem Schlussstand vom Freitag bei 4,11%. Die Rendite der zweijährigen Bundesanleihe kletterte erstmals seit 2011 über die Schwelle von 1% bis auf 1,17% und lag am frühen Abend 18,5 Stellen über dem letzten Stand vom Freitag bei 1,15%. Am US-Staatsanleihenmarkt kam es erstmals seit dem April wieder zu einer Inversion der Zinskurve beziehungsweise zu einem Anstieg der zweijährigen Rendite über die Verzinsung der zehnjährigen Treasury. Zuletzt lag diese aber mit 3,31% wieder 10 Stellen über der zweijährigen Rendite.

Mit dem jüngsten Zinsanstieg hat sich Fremdkapital deutlich verteuert. Dies hat Folgen. So haben sich die Finanzierungskosten für Immobilien seit Jahresanfang etwa verdoppelt und damit ein Niveau erreicht, das etwa den Spitzenrenditen in vielen Immobiliensegmenten entspricht, wie Savills festhält. Der Immobiliendienstleister spricht von einem „Zinsschock“ für die Branche.

Bei den großen Corporate-Banken Deutsche Bank und J.P. Morgan klingelt derweil im Geschäft mit Zinsprodukten die Kasse. Versicherer, Pensionsfonds, aber auch Kreditinstitute, deren Immobilienfinanzierungen zuletzt noch einmal anzogen, gieren nach Instrumenten, um sich angesichts von Zinswende und Inflation abzusichern. „Der Markt entwickelt sich schneller, als viele Marktteilnehmer nachsteuern können“, sagt Ersen Ustaoglu, bei der Deutschen Bank Co-Head Macro Sales in Europa, dem Nahen Osten und Afrika, der Börsen-Zeitung: „Die Geldpolitik wurde gelockert, um die Schwankungen herauszunehmen. Jetzt passiert das Gegenteil. Das hat Kaskadeneffekte.“ Kunden wollten ihren Zinsaufwand steuern, berichtet Johannes Banner, Country Head für den Vertrieb in Deutschland und Österreich bei J.P. Morgan: „Und einige hat das Tempo des Zinsanstiegs überrascht.“ Schon Ende April hatte die Deutsche Bank einen 15-prozentigen Ertragssprung im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren und Währungen unter anderem mit einem starken Wachstum im Handel mit Zinsprodukten erklärt. Dieser Trend setzt sich offenbar fort. „Vor allem für Versicherer steht des Tempo des Zinsanstiegs im Fokus“, sagt J.P.-Morgan-Manager Mat­thieu Wiltz.

Berichte Seiten 2, 3, 5 und 20

MARKTDATEN
13.06.Vortag
Dax13427,03−2,43%
Euro Stoxx 503502,50−2,69%
S&P 500 (20h)3790,87−2,82%
1 Euro in Dollar (20h)1,04471,0515
Gold in Dollar (20h)1828,691870,96
Öl/Aug. in Dollar (20h)122,55122,01
Bundrendite 10 J.1,631,50
US-Rendite 10 J.3,373,17
3-M.-Euribor−0,281−0,281
Quelle: Refinitiv