Banken auf den Barrikaden wegen EZB-Mindestreserve
Banken auf den Barrikaden wegen EZB-Mindestreserve
Wettbewerbsnachteile befürchtet – Sewing: Debatte um Erhöhung im Keim ersticken
ahe/mpi Marrakesch/Frankfurt
Die deutschen Privatbanken sind erbost über die aktuelle Debatte um eine mögliche Erhöhung der Mindestreserve durch die Europäische Zentralbank (EZB). Eine solche müsse man „im Keim ersticken“, betonte der Präsident des Bundesverbands deutscher Banken (BdB), Christian Sewing, am Rande der Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Marrakesch. Der Deutsche-Bank-Chef sprach von „klaren Wettbewerbsnachteilen“, gegen die sich die Banken jetzt positionieren müssten.
Sewing bezog sich ganz konkret auf Aussagen von EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann, dem Gouverneur der Österreichischen Nationalbank (OeNB). Dieser hatte Ende September von einer möglichen Erhöhung der Mindestreserve, die die Finanzinstitute bei der Notenbank halten müssen, auf 5% bis 10% der Kundeneinlagen gesprochen. Aktuell liegt die unverzinste Einlage für Geschäftsbanken bei 1%.
Verluste bei Zinseinnahmen in Milliardenhöhe
Bereits durch die Entscheidung, Mindestreserven nicht mehr zu verzinsen, würden europäische Banken in den nächsten zwölf Monaten Zinseinnahmen in Höhe von rund 6,6 Mrd. Euro verlieren, betonte Sewing. „Das ist eine klare Benachteiligung europäischer Banken gegenüber den Amerikanern.“ Das sei eine Entscheidung gewesen, die er nicht habe nachvollziehen können – auch aus geldpolitischen Gründen nicht, sagte der BdB-Präsident in Marrakesch. „Man muss sich hier schon die Frage stellen, ob das eine politische Entscheidung ist, um den Sollsaldo der Zentralbanken zu reduzieren.“
Christian Sewing, Präsident des Bundesverbands deutscher BankenDas ist eine klare Benachteiligung europäischer Banken gegenüber den Amerikanern.
Nach Sewings Worten muss es in Europa einen Rahmen geben, der Banken mehr Spielraum für die Kreditvergabe lässt, der Kapitalmarktfinanzierungen erleichtert und Wachstum ankurbelt. Eine Erhöhung der Mindestreserve würde dagegen die finanzielle Belastung für die Banken weiter verschärfen und ihre Kreditvergabemöglichkeiten einschränken.
Hohe Überschussliquidität der Banken
Holzmann verweist dagegen darauf, dass die Banken jahrelang von der Geldpolitik der EZB in der Krise profitiert hätten. Insidern aus der Notenbank zufolge ist Holzmann auch nur einer von mehreren Ratsmitgliedern, die für eine höhere Mindestreserve plädieren – dabei aber eher einen Wert von 3 oder 4% im Sinn haben. Die Notenbanker könnten das Thema bei der Zinssitzung in zwei Wochen diskutieren, bei der die Zentralbank eine Zinspause verkünden dürfte.
Eine Erhöhung der Mindestreserve-Anforderungen für Geschäftsbanken würde dazu beitragen, die hohe Überschussliquidität der Banken zu dämpfen. Dies würde die Geldpolitik der EZB weiter straffen im Kampf gegen die nach wie vor zu hohe Inflation im Euroraum.