Folgen des SVB-Kollaps

Bini Smaghi rät EZB wegen Bankbeben zur Vorsicht

Die Turbulenzen im US-Bankensystem dürften laut Lorenzo Bini Smaghi auch die Geldpolitik der EZB beeinflussen. Der Chairman der Société Générale rät der Notenbank zur Mäßigung.

Bini Smaghi rät EZB wegen Bankbeben zur Vorsicht

ms/xaw Frankfurt/New York

Der Kollaps der Silicon Valley Bank wird nach Einschätzung des Chairmans der Société Générale, Lorenzo Bini Smaghi, nicht nur Auswirkungen auf Europas Banken haben, sondern auch auf die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Die EZB trifft sich am Donnerstag, erwartet wird ein Zinsschritt um 50 Basispunkte. „An der Erhöhung um 50 Basispunkte festzuhalten, als ob nichts geschehen wäre, bedeutet, eine härtere Gangart einzuschlagen als bisher angenommen“, argumentiert das ehemalige EZB-Direktoriumsmitglied. „Eine Verschiebung um einen Monat oder nur 25 Basispunkte wären kein Pro­blem, wenn das gut erklärt wird.“

Laut Bini Smaghi birgt das US-Bankenbeben Ansteckungsrisiken: „Wenn ein Teil des Finanzsystems in eine Krise gerät, ist es normal, dass eine gewisse Ansteckungsgefahr für das gesamte System besteht, da die Anleger dazu neigen, sich zu fragen: ‚Wer ist der Nächste?‘“ Bini Smaghi stellt die Verbindung zur Geldpolitik her: „Die finanzielle Ansteckung ist gleichbedeutend mit einer gewissen Verschärfung der monetären Bedingungen.“

Die Analysten der Deutschen Bank rechnen damit, dass auch die Federal Reserve ihren geldpolitischen Kurs in Reaktion auf die Turbulenzen entspannen wird. Schließlich gerieten insbesondere US-Regionalbanken im Zuge der Krise um die Silicon Valley Bank (SVB Financial) unter Druck. Die Ratingagentur Moody’s setzte ihren Ausblick für das US-Bankensystem am Dienstag von „stabil“ auf „negativ“ herab.

Bei SVB Financial hatte der staatliche Einlagensicherungsfonds FDIC am Freitag die Kontrolle übernommen. Am Sonntag geriet mit Signa­ture Bank der nächste spezialisierte Lender in die Zwangsverwaltung der Behörden – das New Yorker Geldhaus war stark im Banking für Krypto-Dienstleister aktiv.

Signature-Verwaltungsratsmitglied Barney Frank, als Kongressabgeordneter einst zentrale Figur in der US-Bankenregulierung, äußerte die Vermutung, die Behörden hätten Signature wegen der Digital-Assets-Aktivitäten besonders ins Visier genommen. Vor dem FDIC-Eingriff sei die Lage bereits stabil gewesen. Die New Yorker Finanzdienstleistungsaufsicht widersprach dem am Dienstag.

Bis Dienstagabend waren keine Details über den Fortschritt einer Signature-Auktion bekannt. Bei SVB, deren britisches Geschäft an die Großbank HSBC ging, nimmt die FDIC wohl einen zweiten Anlauf zur Versteigerung der Assets. Pri­vate­Equity-Firmen wie KKR und Apollo Global gelten als Interessenten für Teile des SVB-Kreditportfolios.

Schwerpunkt Seiten 4 und 5

Personen Seite 12

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