Fondsbranche

BVI fordert „Versachlichung“ der Greenwashing-Debatte

In der Debatte über etwaige Grünfärberei von nachhaltigen Fonds spricht sich der neue Präsident des deutschen Fondsverbands BVI, Dirk Degenhardt, für mehr „Differenzierung und Versachlichung“ aus.

BVI fordert „Versachlichung“ der Greenwashing-Debatte

sto Frankfurt

In der mitunter heftigen Auseinandersetzung um echte oder vorgetäuschte Nachhaltigkeit von Investmentfonds hat sich der neue Präsident des deutschen Fondsverbands BVI, Dirk Degenhardt, gegen eine Schwarz-Weiß-Malerei gewandt. „Ich wünsche mir in der Debatte mehr Differenzierung und Versachlichung sowie einen kon­struktiven und lösungsorientierten Dialog“, sagt der Deka-Manager, der seit Oktober amtiert, im Interview der Börsen-Zeitung.

Die sich hierzulande vor allem gegen die Deutsche-Bank-Tochter DWS richtenden Vorwürfe, die Fonds seien nach außen hin grüner angestrichen als die Portfolien tatsächlich sind, strahlen mittlerweile auf die gesamte Branche aus. Studien von NGOs und Aktivisten mit teils fragwürdigen Tests rund um nachhaltige Fonds verschiedener Anbieter häufen sich, seitdem die Geschäftsräume der DWS auf Veranlassung der Finanzaufsicht von der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Kapitalanlagebetrug durchsucht wurden. Zuletzt beschmierten Greenpeace-Aktivisten die Wände der DWS-Zen­trale.

Den Ruf einiger NGOs, klassischen Versorgern pauschal den Geldhahn wegen ihres klimaschädlichen Verhaltens abzudrehen, hält der neue BVI-Präsident für falsch. „Denn viele haben sich schon auf den Weg der Transformation gemacht und erhebliche Fortschritte erzielt.“ Er vertritt die Ansicht, dass Fondsgesellschaften durch die Finanzierung eines Transformationsprozesses der Wirtschaft „eine größere Wirkung auf die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen erzielen können“.

Degenhardt erinnert auch daran, dass die Regelwerke der EU zur nachhaltigen Finanzbranche bislang noch nicht konkret definiert haben, was nachhaltige Geldanlage ist. „Das birgt das Risiko, dass Assetmanager mit Greenwashing-Vorwürfen konfrontiert werden.“ Es fehle die Klarheit durch den EU-Gesetzgeber. Die europäische Wertpapieraufsicht ESMA hat hierzu eine Konsultation gestartet. Degenhardt räumt aber auch ein, dass die Kommunikation des Anbieters eine wichtige Rolle spielt: „Jeder Anbieter muss sich am Ende des Tages daran messen lassen, was er kommuniziert.“ Der DWS war übertriebenes Marketing für die nachhaltigen Fonds durch die frühere Nachhaltigkeitsbeauftragte Desiree Fixler vorgeworfen worden.

Interview Seite 5

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