Industrieverbände machen Druck

Chipmangel drückt die Umsätze

Der Chipmangel hat mittlerweile erhebliche Umsatzeinbußen in der Wirtschaft zur Folge. Die Industrieverbände aus Deutschland und Frankreich machen jetzt gemeinsam politisch Druck, dass etwas dagegen getan wird.

Chipmangel drückt die Umsätze

ahe Brüssel

Der aktuelle Chipmangel hat der deutschen Wirtschaft im vergangenen Jahr einen Umsatzverlust von 1,6% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) eingebrockt. Darauf verweist der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), der gemeinsam mit den beiden französischen Industrieverbänden Medef und France Industrie die Politik aufgefordert hat, etwas zur Stärkung der europäischen Halbleiterindustrie zu unternehmen. Bisher hätten 40% der deutschen Unternehmen Um­satzeinbußen wegen der Engpässe gemeldet, hieß es. Ähnliche Aussagen kamen aus der französischen Wirtschaft. Die Verbände sehen dringenden Handlungsbedarf, weil die aktuellen Wartezeiten für die Lieferung von Chips rund zehn Wochen länger sind als üblich und mit der digitalen und ökologischen Transformation der Bedarf an Halbleitern weiter massiv steigen wird.

„Es braucht dringend eine gemeinsame europäische Kraftanstrengung, um die Halbleiterindustrie am Standort Europa zu stärken“, betonte BDI-Präsident Siegfried Russwurm, der in diesem Zusammenhang auch auf den Krieg in der Ukraine verweist: Abhängigkeiten von autokratischen Staaten seien gefährlich für Europas technologische Souveränität. „Die EU sollte neue europäische und internationale Rohstoffquellen erschließen und Investitionen in die Halbleiterindustrie stärker mit Partnern wie den USA abstimmen.“

Die EU-Kommission hatte bereits im Februar einen Vorschlag für ein Chipgesetz vorgelegt, das den europäischen Marktanteil bis 2030 auf 20% verdoppeln soll. Die Industrieverbände aus Deutschland und Frankreich wollen, dass das Gesetz in den weiteren Beratungen vor allem auf die Anforderungen der „europäischen Leitbranchen“ zugeschnitten wird: die Automobil- und die Elektronikindustrie, die zusammen einen Anteil von 63% am EU-Bedarf haben. Allein in Frankreich und Deutschland sind in diesen beiden Branchen zudem 2,2 Millionen Menschen beschäftigt.

BDI, Medef und France Industrie verlangen nun vor allem den raschen Aufbau von Fertigungskapazitäten in der EU auf Basis einer Halbleiterstrategie. Neben einer Investitionsförderung sei es auch wichtig, Spezialisten für die Chipbranche auszubilden.

Bericht Seite 7

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