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Credit Suisse in den Fängen der Politik

Nachdem die Schweizerische Nationalbank der Credit Suisse mit 50 Mrd. Franken unter die Arme gegriffen hat, überlegen die Behörden, wie es mit der Bank langfristig weitergeht.

Credit Suisse in den Fängen der Politik

dz Zürich

Die 50-Mrd.-Franken-Injektion, mit der die Schweizerische Nationalbank die von einer akuten Vertrauenskrise belastete Credit Suisse in der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag aufgespritzt hat, behielt am Donnerstag über die gesamte Börsenhandelszeit hinweg ihre positive Wirkung. Zwar mussten die Aktien der Großbank einen Teil ihres Anfangsgewinns von 33% wieder hergeben. Dennoch gingen die Papiere mit einem Plus von über 19% aus dem Handel. Ein hochrangiger Brancheninsider, der sich nicht namentlich zitieren lässt, sagte am Donnerstag im Gespräch mit der Börsen-Zeitung über die gemeinsame Stellungnahme der Notenbank und der Finanzmarktaufsicht am späten Mittwochabend: „Das war der letztmögliche Moment für diese Kommunikation. Länger hatte man nicht mehr warten dürfen.“ Nach Tagen und Wochen des eisernen Schweigens attestierten die Behörden der Bank in dieser Stellungnahme erstmals öffentlich, dass sie als system­relevantes Institut alle besonderen Anforderungen an Kapital und Liquidität erfülle und was für die Absorption negativer Auswirkungen von großen Krisen und Schocks ausreichend sei. Die Nationalbank erklärte ihre an sich selbstverständliche Bereitschaft (Lender of Last Resort), der Bank im Bedarfsfall Liquidität zur Verfügung zu stellen. Stunden später war der 50-Mrd.-Kredit Tatsache. Nun erwägen die Schweizer Behörden Möglichkeiten, wie es auf längere Sicht mit der von Ulrich Körner geführten Bank weitergehen könnte. Der erwähnte Insider glaubt, dass es eine längere Zeit dauern könnte, bis die Vertrauenskrise in den diversen Kundenpopulationen der Bank überwunden ist. Die frische Liquidität muss nicht zwingend dazu führen, dass die hohen Kundengeldrückzüge der vergangenen Monate schnell zum Stillstand kommen. Es ist sogar denkbar, dass die Liquiditätszufuhr die Ab­setzbewegung der Kunden noch befördert, wie 2008 beim ersten Rettungsversuch der nordenglischen Retailbank Northern Rock.

Am Donnerstag tagte die Schweizer Regierung unter Führung von Finanzministerin Karin Keller-Sutter und mit Beteiligung von Nationalbank-Chef Thomas Jordan. Es wird vermutet, dass die Behörden Optionen für die längerfristige Stabilisierung der Bank beraten. Über die Ergebnisse der Gespräche wurde bis Redaktionsschluss nichts bekannt.

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