Zunehmende Attacken

Cyber­versicherer im Lösegeld­dilemma

Mit den rasant steigenden Cyberattacken nimmt auch die Zahl der Unternehmen zu, die nach Ransomware-Angriffen Lösegelder zahlen. Prominente Fälle in den USA waren in den vergangenen Wochen die Colonial Pipeline sowie die US-Toch­ter des weltgrößten...

Cyber­versicherer im Lösegeld­dilemma

ak Köln

Mit den rasant steigenden Cyberattacken nimmt auch die Zahl der Unternehmen zu, die nach Ransomware-Angriffen Lösegelder zahlen. Prominente Fälle in den USA waren in den vergangenen Wochen die Colonial Pipeline sowie die US-Toch­ter des weltgrößten Fleischkonzerns JBS Foods. Cyberversicherer beobachten diese Entwicklung mit Sorge. In vielen Verträgen sind zwar Lösegeldzahlungen gedeckt, die Gesellschaften wollen das aber möglichst vermeiden. Das illegale Geschäft soll mit frischen Mitteln aus Cyberstraftaten nicht auch noch befeuert werden.

In Frankreich schließt der größte Versicherer Axa seit Anfang Mai die Zahlung von Cyberlösegeldern in seinen Policen aus – auf Druck von Ermittlern und Regierung nach einem runden Tisch zu dem Thema. In Italien und Japan sind Lösegeldzahlungen grundsätzlich verboten, in Irland ist nach einer Attacke auf den nationalen Gesundheitsdienst, bei der die Regierung nach eigenen Angaben nicht gezahlt hat, gerade eine Debatte darum entbrannt.

In Deutschland sind Lösegelddeckungen im Rahmen von Cyberversicherungen ausdrücklich erlaubt, dürfen laut BaFin aber nicht beworben werden. So betont die Allianz, dass Prävention und schnelle IT-forensische Hilfe im Fall einer Attacke im Vordergrund stünden. Es sei nie Ziel, mit Erpressern zu verhandeln. Die Zahl der Kunden, die dennoch ein Lösegeld zahlten, sei sehr gering.

Knapp 50 Versicherer bieten in Deutschland Cyberversicherungen an. In den USA, dem weltgrößten Markt, sind bereits 200 Anbieter aktiv, das Beitragsvolumen betrug im vergangenen Jahr dort rund 2,7 Mrd. Dollar. Weltweit waren es schätzungsweise 7,8 Mrd. Dollar.

Der Markt wächst in allen Belangen rasant: Das gilt sowohl für die Nachfrage nach Cyberversicherungen, denen ein Potenzial von bis zu 25 Mrd. Dollar im Jahr 2025 zugetraut wird, als auch für die wirtschaftlichen Schäden durch Cyberattacken, die im laufenden Jahr auf 6 Bill. Dollar prognostiziert werden. Auch die Lösegeldforderungen werden immer höher. In den USA sollen Hacker in einzelnen Fällen bereits mehr als 40 Mill. Dollar verlangt haben.

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