Märkte am Mittag

Dax festigt seine Gewinne

Der Dax ist weiter im Aufwind und hält sich über der Schwelle von 14.300 Punkten. Derweil plädiert EZB-Ratsmitglied Martins Kazaks für eine Zinsanhebung bereits im Juli.

Dax festigt seine Gewinne

Ermuntert von der jüngsten Rally an der Wall Street greifen Anleger auch bei europäischen Aktienwerten zu. Hintergrund ist die Hoffnung auf eine starke Bilanzsaison. Der Dax stieg am Mittwoch um über 1% auf 14.318 Punkte und der EuroStoxx50 noch stärker auf 3901 Zähler.

Weitere größere Kursgewinne seien aber nicht zu erwarten, warnten Börsianer. Die drohenden wirtschaftlichen Belastungen durch den Krieg in der Ukraine, die hohe Inflation und die steigenden Zinsen dämpften die Kauflaune. Investoren gingen davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) gezwungen werde, nach dem Beispiel der US-Notenbank Fed bald die Zinswende einzuleiten. Dies spiegelte sich in den Renditen der zehnjährigen Anleihen aus den USA und Deutschland wider, die mit 2,9% bzw. 0,866% auf Tuchfühlung mit ihren jüngsten Mehrjahreshochs blieben.

EZB-Rat Kazaks für früheren Zinsschritt

Diese Einschätzung wird durch Äußerungen aus dem EZB-Rat gestützt. Martins Kazaks, der Gouverneur der lettischen Zentralbank, hält es für möglich, dass die Europäische Zentralbank die Zinssätze bereits im Juli anheben und im Laufe der zweiten Jahreshälfte weiter straffen könnte, da die Inflationsrisiken in der Eurozone „erheblich” seien. Ebenso wenig Gründe gebe es dafür, den Zinssatz länger als nötig auf diesem „magischen Wert” zu belassen. „Eine Zinserhöhung im Juli ist möglich, und ich habe keinen Grund, nicht mit dem übereinzustimmen, was die Märkte für die zweite Jahreshälfte einpreisen“, sagte er in einem Bloomberg-Interview.

Am Rohölmarkt zog der Preis für die Sorte Brent aus der Nordsee 0,9% auf 108,17 Dollar je Barrel (159 Liter) an, nachdem er am Dienstag um rund 5% eingebrochen war. „Der Ausverkauf als Reaktion auf die gesenkte Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) für das weltweite Wirtschaftswachstum war wohl überzogen”, sagte Warren Patterson, Chef-Rohstoffanalyst der ING Bank. Durch die Ausfälle libyscher Lieferungen und ein mögliches europäisches Embargo für russisches Öl müsse mit weiteren Preisaufschlägen gerechnet werden.

Danone überzeugt

Bei den europäischen Aktienwerten gehörte Danone zu den Favoriten. Der französische Lebensmittelriese steigerte den Quartalsumsatz um überraschend starke 7,1%. Die Analysten des Vermögensverwalters Alliance Bernstein sprachen von einem starken Jahresauftakt und hoben positiv hervor, dass neben den Erlösen auch der Absatz zugelegt habe. Zudem schürte ein Medienbericht Spekulationen über einen Zusammenschluss mit dem französischen Milchprodukte-Anbieter Lactalis. Danone betonte allerdings, keine seiner drei Haupt-Sparten verkaufen zu wollen. Die Papiere des Konzerns verbuchten mit einem Plus von bis zu 9% den größten Kurssprung seit mehr als 13 Jahren.

Ins Rampenlicht rückte auch Just Eat Takeaway. Die „Lieferando”-Mutter dampfte zwar wegen eines schwachen Jahresauftakts ihre Wachstumsziele ein. Allerdings denkt der Essenslieferant über einen Verkauf seiner US-Sparte GrubHub nach, die er im vergangenen Jahr für 7,3 Mrd. Dollar geschluckt hatte. Es gebe bereits Gespräche mit Interessenten. Daraufhin stiegen die Aktien von Just Eat um über 8% auf 28,24 Euro, nachdem sie zur Eröffnung auf ein Fünfeinhalb-Jahres-Tief von 24,88 Euro gefallen waren.

Zu den Enttäuschungen das Tages gehörte Siemens Energy. Nur drei Monate nach der Kappung der Prognose stellt der Energietechnikkonzern seine Jahresziele erneut wegen der Windkrafttochter Gamesa auf den Prüfstand. Zudem erschweren der Ukraine-Krieg und die Corona-Lage in China die Geschäfte. Die Rahmenbedingungen der Geschäftstätigkeit von Siemens Energy seien „herausfordernder” geworden. Die Aktie konnte sich im Tagesverlauf von den größeren Kursverlusten des Morgens erholen und notierte gegen Mittag nur noch 0,5% leichter.

Einen Kurseinbruch erlebte der Streamingdienst Netflix im vorbörslichen Handel. Erstmals seit zehn Jahren verzeichnet der Anbieter einen Rückgang bei der Kundenzahl. Bei den Anlegern kommt dies, sowie die Pläne künftig eine billigere Variante mit Werbung anzubieten, nicht gut an. Die Aktie verlor fast 28%.

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