Die Europäische Zen­tral­bank (EZB) hat sich erstmals seit 18 Jahren eine neue Strategie verordnet und wird künftig ein mittelfristiges Inflationsziel von glatt 2% anstreben, das zudem explizit symmetrisch angelegt ist – das heißt, dass zu niedrige Inflationsraten grundsätzlich als ebenso unerwünscht gelten wie zu hohe. Zugleich ist sie erstmals ausdrücklich bereit, zeitweise etwas höhere Inflationsraten zu tolerieren, falls das zum Erreichen des mittelfristigen 2-Prozent-Ziels nötig sein sollte. Darüber hinaus gibt sie ein explizites Versprechen zum Einsatz unkonventioneller Instrumente wie breiter Anleihekäufe ab, falls die Zinsuntergrenze erreicht sei und ein dauerhaftes Unterschießen des 2-Prozent-Ziels drohe.

Mit der neuen Strategie verschafft sich die EZB mehr Spielraum bei der Inflation und macht nach verbreiteter Einschätzung einen großen Schritt in Richtung einer noch deutlich länger ultralockeren Geldpolitik. Die EZB macht derzeit keinerlei Anstalten, vom sehr expansiven Kurs abzurücken – und das, obwohl sich die Euro-Wirtschaft nach der Coronakrise erholt und die Inflation seit Jahresbeginn unerwartet stark anzieht. Dagegen hat die US-Notenbank Fed bereits eine Diskussion über eine Drosselung („Tapering“) ihrer beispiellosen Anleihekäufe begonnen.

Seit der zuvor letzten Strategieüberprüfung 2003 hatte die EZB mittelfristig eine Inflationsrate von „un­ter, aber nahe 2%“ angestrebt. Das galt aber zunehmend als verwirrend. Die neue Definition, die der EZB-Rat einstimmig beschlossen hat, sei „klarer und einfacher zu kommunizieren“, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag. Der EZB-Rat­ hatte sich am Mittwoch nach 18-monatigen Beratungen auf die Details geeinigt – früher als avisiert.

Neben dem de facto etwas höheren Inflationsziel gilt insbesondere die explizite Toleranz für zeitweise oberhalb der 2% liegende Inflationsraten als Indiz dafür, dass die EZB noch länger als ohnehin avisiert an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhält. Lagarde sagte indes am Donnerstag, das neue Ziel bedeute keine Verzögerung einer möglichen künftigen Straffung der Geldpolitik.

Die EZB will sich zudem stärker im Kampf gegen den Klimawandel engagieren. Der EZB-Rat hat dafür einen Klima-Aktionsplan beschlossen, wie die EZB parallel mitteilte.

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