Verbraucherpreise

Die US-Inflation lockert ihren Griff

Der Teuerungsdruck in den USA hat etwas nachgelassen. Im Oktober stiegen die Preise mit 7,7% schwächer als noch im September mit 8,2%. Auch die Kernrate ging leicht zurück. Das nimmt auch Druck von der Notenbank. Die Aktienmärkte reagierten euphorisch.

Die US-Inflation lockert ihren Griff

Der Höhepunkt der Teuerung in den USA scheint überschritten. Unmittelbar nach den Zwischenwahlen für Senat und Repräsentantenhaus, bei denen auch die hohe Inflation die Wahlentscheidungen beeinflusst hat, meldet das US-Arbeitsministerium, dass die Preise im Oktober um 7,7% zugelegt haben. Das Tempo des Anstiegs ist also etwas zurückgegangen. Im September lag der Wert noch bei 8,2%. Es ist bereits der vierte Rückgang in Folge und er nährt Hoffnungen, dass der Gipfel der Inflationsentwicklung überwunden sein könnte.

Am Aktienmarkt hat diese Nachricht für Erleichterung gesorgt, gelten die Inflationsdaten doch als entscheidend für die Marktrichtung. Der Dax schießt um bis zu 3,3% auf 14.111 Punkte nach oben, der MDax stieg auf sein höchstes Niveau seit September um 3% auf 24.990 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 zog um fast 2,5% an. der Euro klettert um 0,9% auf 1,0104 Dollar. Auch Anleihen landen in den Depots, die Renditen dies- und jenseits des Atlantiks fallen im Gegenzug.

Doch die Marktakteure blicken nicht nur auf die Inflationsdaten selber, sondern besonders auf die Kerninflation, die von der US-Notenbank als tonangebender Indikator hergenommen wird. Da aber auch diese mit 6,3% ebenfalls etwas nachgegeben hat (September 6,6%), gehen Beobachter nun mit ziemlicher Sicherheit davon aus, dass die Fed etwas Tempo aus ihrem Zinserhöhungszyklus nehmen wird. Zumal die Fed bereits in der vergangenen Woche von sich aus eine etwas moderatere Gangart signalisiert hatte.

Heiliger Gral unter den Daten

In Zeiten hohen Preisauftriebs ist die monatliche Inflationszahl der Heilige Gral unter den Daten, schreibt Thomas Gitzel von der VP-Bank. Die gute Nachricht dabei sei: „Die Inflation ist auf deutlichem Rückzugskurs.“ Zwar falle der Preisauftrieb immer noch kräftig aus, doch die Richtung stimme. Beruhigend sei auch, dass sich an der Zusammensetzung der Inflation gegenüber den Vormonaten nichts geändert habe. „Es kam zu keinem zusätzlichen Brandherd. Ein zentraler Hauptreiber für die hohe Teuerung bleibt die Mietpreisentwicklung.“

„Die Richtung stimmt“, meint auch Bastian Hepperle von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe mit Blick auf die neuen Inflationsdaten. Sollte die Teuerung weiter nach unten laufen, werde die US-Notenbank einen weniger scharfen Ton an den Tag legen und ihren Zinserhöhungsgang im Dezember verlangsamen.

Weniger optimistisch zeigen sich die USA-Experten der Commerzbank. Die US-Inflation habe ihren Höhepunkt zwar wohl überschritten: „Ein sehr rascher Rückgang sollte allerdings auch nicht erwartet werden, denn gerade bei den Mieten, dem wichtigsten Ausgabeposten, ist auch im Oktober noch keine Beruhigung zu sehen gewesen.“ Zudem sollte die Inflation wegen struktureller Faktoren längerfristig höher bleiben als vor der Pandemie. Sie verweisen auf die Kosten der Klimapolitik, das verringerte Arbeitsangebot und den zunehmenden Protektionismus.

US-Präsident: Normalisierung braucht Zeit

Auch US-Präsident Joe Biden ist der Meinung, dass es noch eine Weile dauern werde, bis die Inflation wieder auf ein normales Niveau zurückkehren wird. Doch zeigten die Daten vom Donnerstag, dass Fortschritte bei der Bekämpfung des hohen Preisdrucks erzielt würden. Nach den jüngsten Zwischenwahlen zum Kongress machte er zugleich deutlich, dass er sich von seiner Agenda nicht abbringen lassen will, US-Familien von den hohen Lebenshaltungskosten zu entlasten. „Ich werde mit Jedermann zusammenarbeiten, egal ob Demokraten oder Republikaner.“