Reisebranche

Es ist noch nicht vorbei

Wer derzeit in Parks und in Fußgängerzonen unterwegs ist, könnte das Gefühl bekommen, die Coronavirus-Pandemie sei abgehakt. Wer schulpflichtige Kinder hat oder Berührungspunkte mit Unternehmen der Reisebranche, der weiß dagegen: Es ist noch nicht...

Es ist noch nicht vorbei

Wer derzeit in Parks und in Fußgängerzonen unterwegs ist, könnte das Gefühl bekommen, die Coronavirus-Pandemie sei abgehakt. Wer schulpflichtige Kinder hat oder Berührungspunkte mit Unternehmen der Reisebranche, der weiß dagegen: Es ist noch nicht vorbei. In unschöner Regelmäßigkeit werden nach wie vor ganze Schulklassen in Quarantäne geschickt, und die Firmen der touristischen Industrie müssen ebenfalls immer wieder pandemiebedingte Nackenschläge einstecken. Kaum ziehen die Buchungen an, werden sie wieder abgewürgt, weil sich gerade die Delta-Variante ausbreitet und Debatten über Reisebeschränkungen neu aufflammen.

Gerade hat man ein Déjà-vu-Erlebnis, wenn man die Nachrichten zum Thema Portugal verfolgt. Die dort gelandeten Touristen sollten am Wochenende schnellstmöglich nach Hause gebracht werden, denn schon ab heute droht ihnen Quarantäne, wird doch Portugal dann als Virusvariantengebiet geführt. Im Frühjahr des vergangenen Jahres wurden aus aller Welt Urlauber nach Hause gebracht, es war zeitweise das einzig nennenswerte Geschäft der Fluglinien.

Den Buchungen in Richtung Algarve oder Lissabon dürften die erneuten Reiserestriktionen erst einmal einen empfindlichen Dämpfer verpassen. Das wurde auch an den Kapitalmärkten so verstanden, die Aktien von Tui, Fraport und anderen gingen am Montag erst einmal auf Talfahrt.

Auch ohne Horrormeldungen von neuen Beschränkungen sind die Unternehmen noch meilenweit von der Normalität entfernt. Zwar werden die anziehenden Buchungen gefeiert, stillgelegte Flughafen-Terminals und -Lounges wieder geöffnet und Flugzeuge aus der Mottenkiste geholt. Der Blick auf die aktuellen Eurocontrol-Zahlen zeigt aber, dass etwa die Lufthansa mit der Zahl der absolvierten Flüge zuletzt noch um mehr als 60% unter dem Wert von 2019 lag. Für die deutsche Fluggesellschaft kann nicht von einer durchschlagenden Erholung die Rede sein, solange das Langstreckengeschäft, vor allem in Richtung USA, nach wie vor kaum stattfindet. Während die Europäer ihre Einreisebestimmungen für US-Bürger gelockert haben, gibt es von jenseits des Atlantiks keine Signale in diese Richtung.

Reiseriesen wie Tui leiden darunter, dass Ergebnisbringer wie das Kreuzfahrtgeschäft noch nicht in großem Umfang reaktiviert sind. Da ist es wenig hilfreich, dass immer wieder von Corona-Infektionen auf Kreuzfahrtschiffen berichtet wird. Für das wichtige Sommergeschäft sieht es angesichts der sich ausbreitenden Delta-Variante düster aus, und im Herbst dürfte es kaum besser werden.

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