Verena Ross

ESMA-Chefin fordert einheitliche Regeln zur Anlage­beratung

ESMA-Chefin Verena Ross, plädiert dafür, in der Anlageberatung einheitliche europäische Vorgaben zu schaffen. Es sei „extrem wichtig“, dass es im Binnenmarkt gemeinsame Lösungen und einheitliche Standards gebe, sagte sie im Interview der Börsen-Zeitung.

ESMA-Chefin fordert einheitliche Regeln zur Anlage­beratung

ahe Berlin

Die Chefin der EU-Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA, Verena Ross, plädiert dafür, in der Anlageberatung einheitliche europäische Vorgaben zu schaffen. Sowohl Anleger als auch Firmen, die Finanzprodukte anböten, wollten auch die Möglichkeit, sich grenzüberschreitend am Kapitalmarkt beteiligen zu können, sagte Ross im Interview der Börsen-Zeitung. „Für uns ist es daher extrem wichtig, dass wir im Binnenmarkt auch gemeinsame Lösungen und einheitliche Standards für Europa finden.“

Derzeit wird in der EU insbesondere über die Zukunft der Provisionsberatung diskutiert, die in einigen Ländern schon verboten ist. Die EU-Kommission will hierzu in Kürze Vorschläge im Rahmen einer neuen Kleinanlegerstrategie vorlegen. Die Ökonomin Ross, die zehn Jahre das operative Geschäft der ESMA geleitet hatte, bevor sie im November 2021 an die Spitze trat, räumte in dem Interview ein, dass Kleinanleger sehr stark durch das, was in ihrem nationalen Markt stattfinde, geprägt würden, etwa durch Sprache oder Kultur. Daher müsse die ESMA eng mit den nationalen Behörden zusammenarbeiten. „Wir sollten aber trotzdem auch auf europäischer Ebene noch mehr tun, damit die Privatanleger die richtigen Informationen und die richtigen Hilfestellungen für ihre Investmententscheidungen erhalten.“

Die ESMA hat den Schutz von Privatanlegern für die kommenden fünf Jahre ganz oben auf ihre Prioritätenliste gesetzt. Ross verwies darauf, dass in den letzten Jahren die Investitionen von Privatanlegern gestiegen sind. Gerade in der Pandemiezeit habe das niedrige Zinsniveau dazu geführt, dass sich mehr Privatpersonen auch mit Anlagemöglichkeiten beschäftigt hätten, erläuterte die 55-Jährige. Auch gebe es mittlerweile ganz andere digitale Möglichkeiten, um an relevante Informationen zu kommen.

In der aktuellen Debatte um Greenwashing setzt die ESMA-Chefin insbesondere auf „Daten und mehr Transparenz“. Dass viele Fondsanbieter in den vergangenen Monaten noch einmal die Einstufungen ihrer Fonds überprüft haben, erklärte Ross ebenfalls mit „mehr Erfahrungen und mit mehr Daten“ und weniger mit unklaren Regulierungsvorgaben.

Ross verwies darauf, dass ihr Haus zusammen mit den beiden EU-Finanzregulierungsbehörden EBA und EIOPA einen sogenannten Call for Evidence zum Thema Greenwashing organisiert hat. „Wir wollen herausbekommen, was hier eigentlich das Problem ist, wie groß es ist und wo es am relevantesten ist“, sagte sie. In den nächsten Monaten werde es hierzu einen Bericht geben. Kommen werden zudem die angekündigten Leitlinien für Fondsnamen, aber nicht mehr in diesem Halbjahr.

Interview Seite 5

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