Deutsche Konjunktur

Exporte sacken weiter ab

Die lahmende Weltwirtschaft belastet die deutschen Exportunternehmen. Die Ausfuhren "Made in Germany" sanken im August stärker als erwartet worden war. Das dürfte an den Märkten zu noch mehr Pessimismus führen.

Exporte sacken weiter ab

Die schwache Weltwirtschaft belastet zunehmend die Geschäfte der deutschen Exporteure. Ihre Warenausfuhren sanken im August um 1,2% zum Vormonat auf 127,9 Mrd. Euro und damit bereits das zweite Mal in Folge, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Der Rückgang fiel damit dreimal so stark aus wie von Ökonomen vorhergesagt. Im Juli hatte es bereits ein Minus von 1,9% gegeben.

"Wie der Rest der deutschen Wirtschaft verharren auch die Exporteure in der Dämmerung zwischen Rezession und Stagnation", kommentierte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski die Entwicklung. Die Wahrscheinlichkeit, dass Europas größte Volkswirtschaft im gerade beendeten Sommerquartal geschrumpft ist, sei mit den schwachen Exportdaten gestiegen. "Die globale Nachfrageschwäche setzt den Unternehmen mehr und mehr zu", ergänzte Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. "Zudem werden die Auftragsbücher dünner."

Letztlich müsse der schwache Export nicht weiter verwundern, denn das globale Exportvolumen stagniere nun seit zwei Jahren, analysiert Thomas Gitzel von der VP-Bank. Die deutsche Industrie mit ihrem hohen Anteil ausländischer Kundschaft leide darunter. Aber er sieht am Horizont einen Hoffnungsschimmer: "Aus globaler Sicht waren zuletzt Stabilisierungstendenzen im verarbeitenden Gewerbe erkennbar. Dies gilt sowohl für die Euro-Zone als auch für die USA und China. Das heißt nun nicht, dass bereits ein neuer Aufschwung ins Haus stünde, vielmehr bleibt eine weitere Verschlechterung aus. Die globale Wirtschaft scheint also nicht vor einem unmittelbaren schweren Absturz zu stehen. Die Beseitigung von Lieferengpässen und die deutlich gefallenen Gaspreise dürften stabilisierend wirken."

Die Importe gaben überraschend ebenfalls nach: Sie fielen um 0,4% auf 111,4 Mrd. Euro. Hier hatten die von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Volkswirte mit einem Wachstum von 0,5% gerechnet. "Damit ist der Handel nicht mehr der starke, widerstandsfähige Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft, der er einmal war, sondern eher eine Bremse", sagte Brzeski.

Lieferungen in die USA gehen zurück

Die Ausfuhren in die EU-Staaten schrumpften im August um 1,5% zum Vormonat auf 69,6 Mrd. Euro, während das übrige Auslandsgeschäft um 0,9% auf 58,3 Mrd. Euro nachgab. Abnehmerland Nummer eins blieben die USA: Dorthin wurden Waren im Wert von 13,3 Mrd. Euro verkauft, ein Rückgang um 1,3%. Die Exporte nach China nahmen dagegen zu, und zwar um 1,2% auf 8,4 Mrd. Euro. Die Ausfuhren nach Großbritannien fielen um 4,2% auf 6,0 Mrd. Euro.

Eine rasche Besserung ist nicht in Sicht. Denn auch in anderen Ländern lässt das Wachstum nach. In Spanien ist die Industrieproduktion im August um 0,8% zurück gegangen. Und auch in Frankreich produzierte die Industrie um 0,3% weniger.

Weltweit scheint die Wachstumsdynamik nachzulassen: Der Kiel Trade Indicator des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) signalisiert für September sowohl bei den Exporten als auch bei den Importen ein erneutes Minus. Zudem ist die Stimmung in der Exportindustrie derzeit so schlecht wie seit über drei Jahren nicht mehr. Das Barometer für die Exporterwartungen fiel im September auf minus 11,3 Punkte, von minus 6,5 Punkten im August, wie das Münchner Ifo-Institut ermittelte. "Die Exportwirtschaft befindet sich in einer Schwächephase", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. Ein Grund dafür ist, dass viele Zentralbanken ihre Leitzinsen im Kampf gegen die Inflation kräftig heraufgesetzt haben. Das treibt die Finanzierungskosten nach oben. "Die weltweit gestiegenen Zinsen zeigen ihre Wirkung", sagte Wohlrabe. "Sie dämpfen die Nachfrage nach deutschen Waren."