Umstrittenes Projekt

EZB startet neue Phase bei digitalem Euro

Wie fast alle Zentralbanken weltweit hat die EZB in den vergangenen Jahren ihre Arbeit an digitalem Zentralbankgeld intensiviert. Jetzt geht sie zur nächsten Phase über – trotz Kritik und Zweifeln.

EZB startet neue Phase bei digitalem Euro

EZB startet neue Phase
für digitalen Euro

Deutsche Kreditwirtschaft äußert sich positiv – Bini Smaghi zweifelt Vorteile an

ms/mpi Frankfurt
Schwerpunkt Seite 8

Die Europäische Zentralbank (EZB) macht einen weiteren Schritt zur Einführung eines digitalen Euro. Nach einer zweijährigen Untersuchungsphase beschloss der EZB-Rat am Mittwoch, die nächste Phase einzuläuten – eine zunächst zweijährige Vorbereitungsphase. „Wir müssen unsere Währung auf die Zukunft vorbereiten“, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Eine Entscheidung über die Einführung ist damit formell noch immer nicht getroffen; das gilt aber als sehr wahrscheinlich. Nach Einschätzung von Bundesbankvorstand Burkhard Balz dürfte es bis zur Einführung noch mindestens vier bis fünf Jahre dauern.

Wie fast alle Zentralbanken weltweit hat die EZB in den vergangenen Jahren ihre Arbeit an digitalem Zentralbankgeld intensiviert. Hintergrund ist zum einen die schwindende Nutzung von Bargeld. Zum anderen wollen sie gegenüber privaten Anbietern auch in Zeiten zunehmender Digitalisierung das staatliche Geldmonopol verteidigen. Das Projekt ist aber umstritten. Kritiker sorgen sich um den Datenschutz und warnen vor Gefahren für die Finanzstabilität. Zudem sind viele Bürger nicht vom Nutzen des digitalen Euro überzeugt.

Suche nach Intermediären für digitalen Euro

Im Oktober 2021 hatte das Eurosystem aus der EZB und den 20 nationalen Zentralbanken eine Untersuchungsphase eingeleitet. Auf Basis der Ergebnisse hat die EZB jetzt einen digitalen Euro entworfen. Laut EZB würde dieser von beaufsichtigten Intermediären, wie beispielsweise Banken, bereitgestellt und wäre so für Menschen und Unternehmen allgemein zugänglich. In der nächsten Phase, die am 1. November beginnt, soll nun insbesondere das Regelwerk für den digitalen Euro fertiggestellt werden. Zudem sollen Anbieter ausgewählt werden, die eine Plattform und die Infrastruktur entwickeln könnten. Nach zwei Jahren will der EZB-Rat dann entscheiden, ob er zur nächsten Phase der Vorbereitungen übergeht.

Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) äußerte sich am Mittwoch positiv. „Ein richtig gestalteter digitaler Euro kann Mehrwerte für Wirtschaft und Gesellschaft bieten“, hieß es. Zugleich mahnte die DK aber, die Risiken zu betrachten und eine demokratische Debatte zu führen.

Kritischer äußerte sich Ex-EZB-Direktoriumsmitglied Lorenzo Bini Smaghi, der jetzt Chairman bei Société Générale ist. „Es ist noch nicht klar, welche Vorteile ein von der Zentralbank ausgegebener digitaler Euro für eine begrenzte Geldbörse von 3.000 Euro pro Person den Bürgern im Vergleich zu den bestehenden Massenzahlungen, die sich mit der Technologie weiterentwickeln werden, bringen würde und ob er die Kosten wert ist“, sagte er der Börsen-Zeitung.

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