Die mit dem Straffungszyklus der Notenbanken, der Hyperinflation und der sich konturierenden Rezession einhergehenden Marktveränderungen sorgen für Eintrübungen bei Geschäftsmodellen, die auf billiges Geld setzten. Diese Warnsignale sind deutlich in „Buy Now Pay Later“ (BNPL) ablesbar. Denn während man bislang mit supergünstigen Funding-Kosten und geringen Kreditrisiken kalkulieren konnte, verkehren sich diese Stellschrauben des Erfolges nun ins Gegenteil. Und da kommen Stars der Szene wie Klarna und Affirm schnell in Bedrängnis, wird doch mit dünnen Margen kalkuliert.

Die gängige Rechnung in BNPL, dem digitalen Ratenkauf, sieht so aus: Mit dem Händlerentgelt erhält man eine Bruttomarge von rund 4% auf jede Transaktion. Händler geben das, weil sie mit der Integration von BNPL zusätzlichen Umsatz generieren können, vor allem bei jungen und einkommensschwächeren Menschen. Die Hälfte des Händlerentgelts geht vom BNPL-Anbieter dann an andere Firmen in der Payment-Wertschöp­fungs­kette und die Funding-Kosten schlagen bislang mit 0,5% zu Buche, womit 1,5% bleiben, sofern nicht Kreditausfälle zu verzeichnen sind.

Bei Klarna sorgte aber schon eine marginale Erhöhung der Ausfallquote (bei einem Plus von 38% der Ausleihungen) für einen Quartalsverlust. Bei Affirm haben die Analysten schon den Bleistift gespitzt, wie lange das Polster für die Kreditvergabe (bei erhöhten Ausfallwahrscheinlichkeiten) noch ausreicht. Einen Bond zur Refinanzierung hatte Affirm im März vorsichtshalber abgeblasen, ein Drittel des Kreditbuches ist schon über Verbriefungen ausplatziert.

Diese aus Kreditbündeln be­stehenden Wertpapiere stehen bei Fitch schon unter Beobachtung, zumal die sinkende Kreditqualität von Konsumenten mit ohnehin geringer Bonität angesichts der Inflationsentwicklung nicht von der Hand zu weisen ist. Klarna setzt klugerweise stärker auf Einlagen zur Refinanzierung. Für künftige Anleihen und Working-Capital-Tranchen werden die Schweden aber stärker zur Kasse gebeten.

Affirm und Klarna sind im Schweinezyklus angekommen und passen ihre Kreditvergabepraxis an: Sprich, man lässt auch mal Umsatz liegen und macht nur noch bessere Bonitäten. Da BNPL nur kurzfristige Ausleihungen kennt, ist das Kreditbuch schnell gedreht. Angesichts schwindender Rückzahlungsfähigkeiten müssen sich aber auch die in der Konsumentenfinanzierung tätigen Banken auf eine erhöhte Risikovorsorge einstellen. Zum Glück sind die Volumina der BNPL-Verbriefungen gering, so dass keine systemischen Verwerfungen drohen.