Der Streaming-Gigant Netflix hat seine Investoren mit dem ersten Kundenverlust in einem Quartal seit zehn Jahren sowie trüben Aussichten in die Flucht geschlagen. Nach einem Rückgang der Abonnentenzahl um netto 200000 von Januar bis März rechnet der Konzern im laufenden Quartal mit der Abwanderung von 2 Millionen Kunden, wie aus einer Mitteilung hervorgeht. Die Anleger reagierten entsetzt, stuften die Netflix-Aktie an der Wall Street bis zum Mittag um 36% ab.

Auch Wettbewerber gerieten in den Strudel. So sackte die Aktie von Spotify im frühen Handel in New York um 7% ab, die Papiere von Disney und Amazon kamen dagegen mit −4,3% bzw. −2,4% relativ glimpflich davon. Netflix spürt die Konkurrenz empfindlich vor allem in Nordamerika, wo die Kunden eine große Anbieterauswahl haben und auf die Preiserhöhung bei Netflix mit Kündigungen reagierten. 700000 Abonnenten verlor der Konzern im ersten Quartal außerdem durch den Rückzug aus Russland infolge des Ukraine-Krieges.

Obwohl sich die Preiserhöhungen auch in einem Umsatzanstieg um 10% auf 7,9 Mrd. Dollar niederschlugen, fiel der Gewinn um 6%. Netflix muss hohe Summen für die Entwicklung seiner Plattform und exklusiven Film- und Serien-Content ausgeben, um der Konkurrenz die Stirn zu bieten. Im vergangenen Jahr stiegen die Produktionskosten insgesamt um knapp ein Sechstel auf rund 20 Mrd. Dollar, bei 29,7 Mrd. Dollar Jahresumsatz. Sowohl Disney als auch Amazon haben tiefe Taschen, um lange Anlaufverluste im Streaming-Geschäft zu schultern. Vor allem Disney+ wächst aggressiv und verfügt zudem über ein gigantisches Filmrechteportfolio, das auch der deutschen TV-Branche zu schaffen macht, die ohnehin unter der Streaming-Konkurrenz leidet.

Netflix schaltet auf Angriff und will künftig werbefinanzierte Abonnements anbieten, um das Wachstum wieder anzukurbeln. Außerdem verschärft Netflix sein Vorgehen gegen Nutzer, die einen fremden Account mitnutzen.

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