Archegos-Skandal

Prüfer werfen Credit Suisse Versagen vor

Die Credit Suisse räumt in der Aufarbeitung der milliardenschweren Pleite von Archegos Capital Management weitreichende Fehler ein. Die Schweizer Großbank legte am Donnerstag einen Bericht einer Kanzlei vor, die ein „grundlegendes Versagen“...

Prüfer werfen Credit Suisse Versagen vor

jsc Frankfurt

Die Credit Suisse räumt in der Aufarbeitung der milliardenschweren Pleite von Archegos Capital Management weitreichende Fehler ein. Die Schweizer Großbank legte am Donnerstag einen Bericht einer Kanzlei vor, die ein „grundlegendes Versagen“ („fundamental failure“) im Management und in der Kontrolle der Geschäftsbeziehung mit der US-Firma des ehemaligen Hedgefondsmanagers Sung Kook „Bill“ Hwang ausmacht. Das Geschäft der Investmentbank der Credit Suisse sei auf kurzfristige Gewinne ausgerichtet gewesen und habe einer „unersättlichen Risikobereitschaft“ von Archegos Raum gelassen, wie im vom Verwaltungsrat der Bank beauftragten Bericht der Kanzlei Paul, Weiss, Rifkind, Wharton & Garrison zu lesen ist. Zwar hätten einige Beteiligte ihre Bedenken geäußert, seien damit aber nicht durchgedrungen.

Zugleich habe der Bericht kein „betrügerisches oder rechtswidriges Vorgehen oder böswilliges Verhalten“ festgestellt, betont die Bank in einer Erklärung. Die Credit Suisse habe 23 Personen zur Verantwortung gezogen und dabei eine Vergütung von 70 Mill. Dollar gestrichen oder zurückgefordert sowie neun Personen entlassen. Der Vorstand der Bank war laut Bericht nicht unmittelbar involviert: Erst als Archegos am 24. März wegen einer hohen Wette auf das US-Medienunternehmen ViacomCBS in die Schieflage geriet, sei der Fall mit der obersten Führung abgesprochen worden. Am nächsten Tag hatte die Bank Nachschusspflichten (Margin Calls) von 2,8 Mrd. Dollar erhoben.

Der Bericht verortet Fehlverhalten in der Konzerneinheit Prime Services. Bankchef Thomas Gottstein berief sich in einer Telefonkonferenz darauf, dass die Konzernspitze nicht eingebunden gewesen sei. „Ich habe erst von Archegos gehört, als es in den Nachrichten auftauchte. Ich wusste nicht einmal von der Existenz von Archegos.“ Als CEO müsse er sicherstellen, dass sich ein ähnlicher Fall nicht wiederhole.

Insgesamt beziffert die Bank die Folgen der Pleite mit 5 Mrd. sfr. Nach einem Verlust im ersten Quartal verdiente die Bank im zweiten Jahresviertel nach Steuern 253 Mill. sfr und damit weniger als von Analysten im Durchschnitt erwartet.

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