Märkte am Mittag

Sinkender Ölpreis treibt Dax an

Ein Rückgang der Ölpreise hat den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag trotz andauernder Inflations- und Konjunktursorgen gestützt. Trotz einer Razzia liegen auch BMW-Aktien im Plus.

Sinkender Ölpreis treibt Dax an

Nach den Kursverlusten der vergangenen Tage tasten sich einige Anleger an die europäischen Aktienmärkte zurück. In Erwartung neuer Hinweise auf die US-Geldpolitik und zum weltweiten Erdöl-Angebot scheuten sie allerdings größere Käufe. Dax und EuroStoxx50 legten am Donnerstag jeweils etwa 0,7% auf 14.453 beziehungsweise 3.788 Punkte zu. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen legte um 0,93% auf 30.026,99 Zähler zu.

„Die Zins- und Inflationssorgen bleiben riesig“, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Sollte der US-Arbeitsmarkt der schwächelnden Konjunktur trotzen, gebe es keinen Grund für die Notenbank Fed, bei ihren Zinserhöhungen wie erhofft im Herbst eine Pause einzulegen. Vor diesem Hintergrund trennten sich Investoren erneut von Staatsanleihen. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen auf bis zu 1,231%, den höchsten Stand seit acht Jahren. Im Tagesverlauf stehen die Beschäftigtenzahlen der privaten US-Arbeitsagentur ADP. Experten erwarten für Mai den Aufbau von 300.000 Stellen, nach einem Plus von 247.000 im Vormonat. Die Zahlen geben einen Vorgeschmack auf die offiziellen Daten am Freitag.

Mit Spannung verfolgten Börsianer außerdem die Beratungen der Opec+. Das Exportkartell könnte sich einem Insider zufolge darauf einigen, dass andere Förderländer ihre Produktion ausweiten und damit Lieferausfälle Russlands auffangen. Gleichzeitig rechnen Experten damit, dass die Opec+ bei ihren Beratungen am Donnerstag an ihrem bisherigen Kurs einer allmählichen Anhebung der Förderquoten für die Gruppe insgesamt festhalten wird. „Bei dem Treffen geht es vor allem darum, die Marktstimmung aufzuhellen“, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. „Die Message ist wohl, dass die Welt sich um den Ölnachschub keine Sorgen machen muss.“ Spekulationen auf höhere Fördermengen einiger Opec+-Mitglieder drückte den Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee 2,5% ins Minus auf 113,38 Dollar je Barrel (159 Liter).

BMW und Adidas liegen im Plus

Die Adidas-Aktien verteuerten sich an der Dax-Spitze um 2,8%. Die Papiere des Sportartikelkonzerns, die als potenzieller Abstiegskandidat aus dem Stoxx Europe 50 gehandelt worden waren, bleiben nun doch in dem Leitindex. Gefragt waren auch die Papiere von Wacker Chemie, Aixtron und Telefonica Deutschland mit Gewinnen zwischen 0,7 und 2,0%. Sie profitierten von der beschlossenen Aufnahme in den marktbreiten Stoxx Europe 600.

Die Aktien von BMW quittierten die Nachricht von einer Durchsuchung der Geschäftsräume in der BMW-Konzernzentrale und in Steyr durch die Staatsanwaltschaft München mit einem Plus von 1,0%. Grund ist ein Rechtshilfeersuchen der südkoreanischen Behörden aus dem Jahr 2020, bei dem es um Dutzende von Motorbränden bei BMW-Autos in Südkorea im Jahr 2018 ging. Die Titel von SFC Energy stiegen nach einem Auftrag um 2,5%. Der Hersteller von Wasserstoff- und Methanol-Brennstoffzellen erhielt von Linc Polska einen weiteren Auftrag über 180 EFOY Pro 2800-Brennstoffzellen im Wert von mehr als 1 Million Euro. Die Bestellung sei im Jahr 2022 voll umsatz- und ergebniswirksam, hieß es.

Aufwärts ging es auch für die Aktien von Remy Cointreau, die in Paris 3,7% gewannen. Dank einer starken Cognac-Nachfrage in den USA und China habe der Spirituosen-Hersteller im abgelaufenen Geschäftsjahr einen überraschend großen Gewinnsprung von 40% gemacht, kommentierte Analyst Edward Mundy von der Investmentbank Jefferies. Ermutigend sei zudem die Zuversicht des Managements zu den weiteren Geschäftsaussichten. Gefragt waren auch die Papiere von SAS. Sie stiegen in Stockholm um bis zu 7,6% auf 0,84 Kronen, nachdem ein schwedisches Wirtschaftsblatt über ein Interesse ausländischer Investoren an der Fluggesellschaft berichtet hatte. Ein Gebot sei aber abhängig von einer Sanierung. Das Interesse komme nicht unerwartet, da SAS dabei sei, Verbindlichkeiten in Firmenanteile umzuwandeln und umgerechnet 906 Mill. Euro frisches Kapital aufzunehmen, sagte Analyst Jacob Pedersen von der Sydbank.